Natürlich muss noch über die Rückfahrt (schnüff!) von der Ostsee nach Berlin berichtet werden. Und auch die bis dahin gemachten Erfahrungen beim Laden sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Immerhin zeigt die Fahrt, dass und unter welchen Bedingungen eine längere Reise möglich ist. Vielleicht kann der Bericht ja auch anderen ZOE-Fahrern zu ähnlich schönen Erlebnissen verhelfen.
Und noch ’ne Hansestadt…
Da war zum Beispiel ein Termin in Hamburg, für den die rund 165 km Fahrtstrecke möglichst flott abgespult werden sollten. Der Termin war für elf Uhr angesetzt, der Ort des Geschehens mitten in der Stadt und die dafür günstige Lademöglichkeit schnell ausgemacht. In Hamburg ist ja dank eines großen Engagements von Vattenfall kein Mangel an Ladesäulen. Diese sind mit derselben Karte freizuschalten, die ebenfalls an Vattenfall-Säulen in Berlin und seit Beginn des Jahres wohl auch bei allen Stadwerke- und Roaming-Partnern des Ladenetz funktioniert.
Von Fehmarn aus befindet sich der nächste Ladepunkt in Scharbeutz unweit der Strandpromenade und wird von RWE betrieben. Der Plan war einfach: Abfahrt um halb Sieben, Ankunft in Scharbeutz gegen halb Acht. Während des – übrigens sehr leckeren – Frühstücks lädt das Auto auf und spätestens um halb Neun kann es dann weitergehen. Gegen Zehn dürfte man dann in Hamburg ankommen, auch wenn die üblichen Staus des morgendlichen Berufsverkehrs auftreten sollten.
Tatsächlich waren es dann nicht viel mehr als drei Stunden insgesamt, die die ganze Fahrt über die Autobahn inklusive Ladestopp gedauert hat. Sehr viel schneller funktioniert das mit dem Verbrenner auch nicht, da der Verkehr um und in der Stadt üblicherweise um diese Zeit ziemlich dicht ist.
Auch die Rückfahrt am späten Nachmittag klappte recht gut, wenn man mal vom Defekt einer Bahnschranke absieht, der einen Megastau in der Stadt hervorrief. Zur Autobahn gab es kein Durchkommen. Schließlich musste vom Navi eine Ausweichroute abgerufen werden, die dann über Landstraßen zurück nach Scharbeutz führte. Und dies hat sich letztlich wieder einmal als Gewinn erwiesen: Nachdem man aus Hamburg und den Vororten erst einmal heraus war, führte diese Strecke nämlich durch eine wirklich schöne Landschaft und reizende kleine Orte im Schleswig-Holsteinischen Hügelland. Viel Fahrspaß bei einem etwas höheren Verbrauch boten die kurvigen Straßen, die man herrlich hinauf- und hinunterflitzen konnte. Insgesamt also eine weitere schöne Fahrt mit dem Elektroauto, die wieder einmal völlig unkompliziert verlief.
Auf der Suche nach Wasserstellen
In Gegenden ganz ohne Ladeinfrastruktur, muss der begeisterte Elektromobilist dagegen bekanntlich Lösungen parat haben, die die Verwendung der üblichen Stromquellen in Haus und Hof ermöglichen. Dass die Netzqualität dieser Stromquellen allerdings mangelhaft sein kann und die sensible Sicherheitstechnik dann den Ladevorgang versagt, wurde ja schon erwähnt. Ein wenig erinnert das an die Aufgabe, in der Wüste eine Wasserstelle zu finden. Hat man die Oase dann erreicht, kann das Wasser im Brunnen jedoch verdorben sein. Dann muss man unter Umständen halt ein eigenes Wasserloch graben.
Ein guter Weg zur verlässlichen Versorgung mit Fahrstrom aus dafür ursprünglich nicht vorgesehenen Stromquellen ist, ein geeignetes Notladekabel sowie passende Adapter und Verbindungsleitungen im Gepäck zu haben. Ideal finde ich persönlich die Variante, ein Notladekabel mit einstellbarer Ladeleistung von 6A bis 16A zu verwenden, das mit dem blauen CEE „Campingstecker“ ausgestattet ist. Dieser verträgt zum einen die Dauerlast von rund 3,7 kW sehr gut und kann aber auch gefahrlos auf Schuko- oder rote 16A CEE-Dosen adaptiert werden.
Eins ist allerdings ausdrücklich zu betonen: Das ist nicht die von Renault vorgesehene Notladung an der Schuko-Steckdose, die für jeden ZOE-Fahrer ohne besondere Kenntnisse anzuwenden ist. Daher, liebe Kinder, macht das nicht zu Hause nach, sondern bittet gegebenenfalls einen erwachsenen Elektroinstallateur, euch dabei zu unterstützen. Was ich damit sagen will: Man sollte die Finger von experimentellen Lösungsansätzen lassen, wenn man nicht genau beurteilen kann, was man tut. Sicherheit muss vorgehen und für diese hat Renault gesorgt. Wenn also „Z.E.ready“ draufsteht, kann man sich getrost darauf verlassen, dass die Einhaltung der Bedienungsanleitung ausreicht, um jegliches Risiko für Mensch und Maschine zu vermeiden.
Dennoch sind ein paar Grundkenntnisse bezüglich der Eigenschaften von Stromanschlüssen natürlich für einen Elektromobilisten ebenso hilfreich, wie für den Verbrennerfahrer das Wissen, dass man beim Tanken seines Autos im Dunkeln die Tanköffnung nicht mittels eines brennenden Feuerzeuges beleuchten sollte. Die Aufarbeitung der Erfahrungen beim Laden auf meiner Fahrt gemeinsam mit einem Elektroinstallateur hat jedenfalls einige Erkenntnisse geliefert:
An einer ordendlichen Elektroinstallation laufen alle Ladevorgänge einwandfrei ab. Und das betrifft sowohl die speziell für Elektrofahrzeuge vorgesehenen Ladeanschlüsse, wie auch die alternativen, privaten und gewerblichen Stromanschlüsse in Verbindung mit speziellen Ladekabeln.
Schwierigkeiten machen in der Regel Dosen jeder Art, die weiter entfernt vom Hausnetzanschluss installiert sind. Wurde hier eine zu dünne Zuleitung verwendet, dann fällt unter Last die elektrische Spannung stark ab. Dasselbe passiert, wenn zum Beispiel auf dem Weg von der Steckdose zum Fahrzeug ein Verlängerungskabel oder ähnliches verwendet wird, das zu lang oder unterdimensioniert ist. Man sollte in diesen Fällen versuchen, das Fahrzeug an einer Dose anzuschließen, die näher an der Hausverteilung liegt.
Und manche Installationen sind einfach zum Laden besser geeignet als andere. So zeigte sich zum Beispiel nicht nur, dass das ganze Geraffel zum Tauchen gut in den Kofferaum der ZOE passte, sondern die Elektroinstallation der kleinen Tauchbasis auch wesentlich verlässlicher war, als die Dosen auf dem großen Campingplatz. Trotz eines großen elektrischen Kompressors für das Befüllen der Tauchgeräte im selben Netz konnte die ZOE hier ungestört mit satten 16A, also mit rund 3,7 kW laden. Das dafür verwendete Ladekabel von Mennekes war einige Tage vorher zum Testen eingetroffen – und ist nun ein fester Begleiter für ähnliche Expeditionen in die Wildnis geworden.
Des Weiteren habe ich nun für solche Gelegenheiten ein dickes 10m Verlängerungskabel an Bord und zwei Adapter für den Anschluss an alle 16A-Stromanschlüsse (CEE rot und Schuko), die sich landläufig so ergeben.
Aber bitteschön: Das braucht es nicht, wenn man ohnehin nur die für Elektrofahrzeuge vorgesehenen und dafür optimalen Ladesäulen ansteuern will. Da langt das mitgelieferte Kabel der ZOE völlig und lässt alle Ladevarianten zu, die so eine Säule bieten kann. Säule freischalten – Kabel anschließen – Fertig. Den Rest macht das Auto.
Heimwärts
Nun ist aber auch der schönste Urlaub leider irgendwann zu Ende. Eine gemütliche Rückfahrt sollte den darüber empfundenen Schmerz jedoch etwas lindern helfen und wie die Hinfahrt ordentlich zelebriert werden. Start war diesmal aber nicht erst gegen Mittag, sondern schon um sieben Uhr morgens. Da für die Rückreise ein Dienstag vorgesehen war, musste der letzte Ladestopp vor Berlin deutlich vor 17 Uhr erfolgen. Dann nämlich schließt in Neustrelitz das Büro der LEEA, wo man sich montags und dienstags die Karte für die Freischaltung der Ladesäule abholen muss. Hätte ich da vorher mal lieber angerufen…
Doch zunächst ging es noch ein letztes Mal in diesem Sommer hinunter ans Meer, bevor ZOE und ich die Heimreise über die ja nun bestens bekannten Ladepunkte antraten. Diese schöne ruhige Morgenstimmung musste einfach noch einmal festgehalten werden, bevor die Fahrt dann los ging.
Diesmal führte gleich hinter dem Fehmarnsund der Weg über die Ostseebäder an der Lübecker Bucht entlang und wurde schließlich in Timmendorfer Strand zum Laden unterbrochen. Jetzt hatten alle Geschäfte auf, und darunter war auch eine „Mien Bäcker“-Filiale, die ein so reichliches Frühstück kredenzte, dass der Verzehr innerhalb der Ladepause nur knapp gelang.
Weiter ging es über die kurze Fährverbindung zwischen Travemünde und Priwall Richtung Rostock. Kurz vor der Ankunft machte sich die durch den Start am frühen Morgen hervorgerufene Müdigkeit deutlich bemerkbar. Die Rast während der 50 Minuten Ladestopp im „Parkhaus Am Gericht“ konnten daher gut für ein kurzes Erfrischungsschläfchen auf der Liegewiese im angrenzenden Rosengarten verwendet werden. Schnorch!
Schließlich rollte die ZOE kurz nach 15:00 Uhr in Neustrelitz auf den Parkplatz der LEEA. Der letzte Ladestopp vor Berlin war dringend notwendig. Und der wäre dann aber fast noch in die Hosen gegangen, denn durch Urlaubszeit und persönliche Termine bedingt war das Büro der LEEA ausgerechnet an diesem Nachmittag eigentlich nicht mehr besetzt. Die verbleibenden zwei Mitarbeiterinnen waren quasi gerade am Gehen und auf den letzten Drücker bekam ich die Säule freigeschaltet. Uff!
Ohne eine nächtliche Zwangspause einlegen zu müssen, waren schließlich die letzten 110 Kilometer dann auch kein Problem mehr und insgesamt fast 1.500 km lagen hinter mir: Es war ein Spaß, ein Genuss, manchmal etwas ungewiss und spannend, alles in allem aber eine glückliche Reise. Sicherlich werde ich das wiederholen. Mal schauen, wohin mich die Freunde am elektrischen Fahren dann diesmal führt.
Schöner Bericht. Macht hoffentlich Anderen Mut.
Von wegen: E-Autos nur für die Kurzstrecke bzw. Stadtverkehr.
Und solltest Du mal Touren von Berlin nach Süden planen, kommst Du so ganz gut voran:
Berlin – Dessau Stadtwerke – Leipzig Flughafen – Weimar Atrium (bis dahin alles noch gratis und noch ohne Karte/Schlüssel o.ä.).
Danke, Jürgen – auch für die Tipps. Auf der Karte werde ich gleich mal die Reise machen, demnächst dann vielleicht mal elektrisch…