Dieses Thema basiert auf zwei Beiträgen, die ich 2014 und 2017 verfasst habe. Laufende Änderungen und Ergänzungen haben die Texte seitdem aber sehr lang und unübersichtlich werden lassen. Derzeit baue ich den folgenden Text daher um und versuche, eine stets aktuelle Übersicht zu Ladetechnik, Bezahlverfahren und den gängigsten Tarifen zu schaffen. Bis zur Fertigstellung bitte ich die damit einhergehende Unordnung zu entschuldigen.
Wer die ursprünglichen Beitrage in voller Länge sucht, kann sie hier und dort Finden.
QuickLinks
Aktuelle Empfehlung: Was man unterwegs dabei haben sollte
Sonderfall: Laden in Berlin
Anbieter für Ladetarife
Naturstrom
New Motion
be emobil
Plugsurfing
Innogy, RWE, BEW Autostrom
InCharge aka Vattenfall
EnBW
Maingau Energie „EinfachStromLaden“ *Empfehlung*
Ladenetz
VW, BMW, Renault, Nissan, Daimler Benz
Telekom-Ladestrom „GET CHARGE“
Tesla
Einen Wald von Ladesäulen …
… findet man auch Anfang 2019 nicht vor. Seit ich diesen Blog 2014 begonnen habe, gibt es nun aber deutlich mehr Ladepunkte und so manche Versorgungslücke wurde geschlossen. Das ist grundsätzlich sehr zu begrüßen und erleichtert vor allem bei längeren Strecken, auf denen der Akku unterwegs nachgeladen werden muss, ungemein die Nutzung der Elektroautos. Die Distanzen zwischen den größeren Städten sind aktuell für kaum ein Fahrzeugmodell mehr unüberwindbar.
Man findet nun deutlich mehr Schnellladesäulen – sogenannte Tripleloader – für alle drei Anschlusstypen: CHAdeMO, CCS und Typ2. Am asiatischen CHAdeMO-Standard (im Bild der linke Stecker) sowie am amerikanisch/europäischen CCS (Mitte) kann hier Gleichstrom (DC) mit bis zu 50kW und am Typ2-Anschluss Wechselstrom (AC) mit bis zu 43kW geladen werden. Genutzt wird das vor allem „auf der Durchreise“. Hohe Ladeleistung und kurzer Aufenthalt sind also ausdrücklich erwünscht. Die Gleichstrom-Säulen erfordern jedoch eine sehr hohe Investition vom Betreiber und sind daher seltener als preiswerte Ladesäulen ausschließlich mit Wechselstrom (AC).
Es entsteht gerade eine weitere Generation von Ladesäulen mit noch höherer Leistung. Dort ist am CCS-Stecker, der für das Laden von Gleichstrom in Europa und den USA den Standard darstellt, bis zu 350.000 Watt elektrischer Leistung – je Ladepunkt! – verfügbar.
Derzeit lädt allerdings kein erhältliches Fahrzeug mit der dafür notwendigen Spannung von 800V. Erstmalig wird das wohl der Porsche Taican können, der ab 2019 gebaut werden soll.
Vor allem die Premium-Modelle von Elektroautos sollen dort nach schneller Fahrt ihre sehr großen Akkus während eines kleinen Cappuccinolattemacciatoespresso wieder vollpumpen können, damit der/die eilige Geschäftmann/frau schnell wieder weiter kann. Tesla hat das ja mit seinen Superchargern schon lange vorgemacht. Nun ziehen die deutschen Autohersteller mit – öffentlich geförderter – Superladetechnik nach.
Allerdings sind solche hohen Ladeleistungen natürlich auch für Zugmaschinen notwendig, wenn LKW elektrische Antriebe mit entsprechend großen Akkus haben. Die ersten Ladeparks, die daneben auch genug Platz für solche Fahrzeuge bieten, sind bereits gebaut. Man kann sich vorstellen, dass die Tarife dort der Zielgruppe angepasst und wegen des technischen Aufwands ebenfalls im Premium-Segment angesiedelt werden.
Im Alltag braucht es aber diese teuren Installationen nicht. In Wohngebieten und Geschäftszentren von Städten und Gemeinden haben sich deshalb überwiegend AC-Ladesäulen etabliert.
Sie sind technisch nicht so anspruchsvoll, benötigen nur „haushaltsübliche“ Wechselstromanschlüsse und lassen sich somit relativ preiswert, dafür aber zahlreicher installieren.
Mit dem Typ2-Kabel laden Elektroautos hier langsam bis „beschleunigt“ Wechselstrom ein- oder dreiphasig mit 3,6kW bis 22kW. Man spricht hier auch von „Destination Loading“, also dem Ladevorgang an einem Zielort mit längerem Aufenthalt.
Eine ausführliche Karte aller Lademöglichkeiten mit vielen Informationen und Tipps bietet übrigens das hervorragende Stromtankstellenverzeichnis von GoingElectric.
Wer lädt, zahlt … aber nicht immer
Noch gibt es einige kostenlose Angebote zum Laden und manche Fahrer von Elektroautos haben es sich zum Sport gemacht, dieses Gratisangebote zu finden und zu nutzen. Aber es werden generell weniger. In diesem Jahr gehen zum Beispiel die Autobahn-Raststätten zum Bezahlverfahren über.
Handelsketten wie Aldi, Kaufland, Lidl, REWE, IKEA und andere bieten dagegen auf immer mehr ihrer Kundenparkplätze kostenlose Ladesäulen an. Auch einige andere Firmen wie Einzel- und Großhändler, Restaurants und Hotels sowie Stadtverwaltungen und Stadtwerke erlauben E-Mobilisten das Laden an ihren Anschlüssen. Ebenso offerieren einige private Initiativen Ladestrom gegen eine Spende oder sogar gratis.
Da die Dächer mancher Unternehmen für Photovoltaik genutzt werden, bieten beispielsweise entsprechend ausgestattete Parkhäuser und Parkplätze kostenlosen Ladestrom und lassen sich weiterhin lediglich das Parken bezahlen – so wie hier in Rostock. An den deutlich gekennzeichneten Ladeplätzen hängen dann z. B. RFID-Chips an der Wallbox, die den Ladevorgang starten, oder man muss eine SMS an eine bestimmte Rufnummer senden.
Für einige Unternehmen wird es sich also auch in Zukunft rechnen, die kostenlose Abgabe des Stroms beizubehalten, wenn die Fahrzeuginsassen während des Ladevorgangs etwas einkaufen oder verzehren. Andere werden sich für ihre Säulen überregionale Betreiber suchen und den Ladestrom bepreisen. Es ist jedoch naheliegend, dass auf lange Sicht mehr oder weniger alle Ladeanschlüsse ein Bezahlverfaren brauchen. Und die sind leider lange noch nicht einheitlich: Manche Verfahren funktionieren nur an Säulen bestimmter Stromlieferanten, sind regional begrenzt oder an ein ganz spezifisches elektronisches Medium gebunden. Es gibt sogar Verfahren mit PrePaid-Karten für einzelne Säulen, die vorher und während bestimmter Öffnungszeiten erworben werden müssen.
Mindestens ein Angebot zum barrierefreien Laden ist bei neuen Ladesäulen zwar Pflicht, aber dessen Nutzung dürfte wegen der notwendigen Aufschläge und Servicegebühren von Banken und Kreditkartenfirmen zu recht teuren Ladevorgängen führen.
Für einen verlässlichen und preiswerten Strombezug in der Öffentlichkeit muss man daher als Elektroauto-Fahrer gut vorbereitet sein. Mitunter ist es sinnvoll, einen festen Vertrag mit einem bestimmten Anbieter abzuschließen. Zwar ist dann häufig eine monatliche Grundgebühr zu entrichten, dafür kann man aber an den Säulen des jeweiligen Anbieters und gegebenenfalls dessen Partnern zu einem besonders günstigen Preis laden. Weil aber jedes Versorgungsunternehmen mehr oder weniger eigene Vorstellungen von der Gestaltung seines Tarifes hat, lohnt sich ein Vergleich.
Neben Unternehmen mit eigenen Säulen gibt es schon seit längerem auch reine Abrechnungsunternehmen, die selbst keine Säulen aufstellen und betreiben, die aber mit einer Karte oder einem Chip überregional und zum Teil international das Laden an einer sehr großen Zahl von Ladesäulen ganz verschiedener Anbieter ermöglichen.
Ähnliches haben sich einige Autohersteller ausgedacht, darunter VW bzw. Audi, BMW, Mercedes (inzwischen wieder eingestellt), Nissan und Renault.
Die RFID-Karte oder den -Chip zum Freischalten der Säule per Funk erhält man in der Regel nach einer Anmeldung und Angabe eines Zahlungsmittels im Internet oder direkt beim Autohändler.
Der Service ist oft gekoppelt mit einer kostenlosen App für das Handy, die die Lage und technischen Daten der Säulen anzeigt, Auskunft über Verfügbarkeit der Säule gibt, teilweise auch den Ladevorgang starten kann – und den jeweiligen Preis für den Ladevorgang nennt.
Preisk(r)ampf
Leider findet sich hier mit das größte Problem, denn teilweise sind die von den Betreibern kalkulierten Preise für den Ladevorgang zuzüglich eines Aufschlags für die Abrechnung und einer Gewinnmarge jenseits von Gut und Böse. Umgerechnet auf Euro je 100km ist in manchen Fällen eine Fahrt über Land mit dem Verbrennungsmotor im SUV sogar deutlich günstiger als mit dem Elektroantrieb im Kleinwagen. Grundsätzlich ist das natürlich umgekehrt, denn der Elektromotor wird wesentlich preisgünstiger mit Energie versorgt und ist sparsamer als jeder andere Antrieb.
Einen nachvollziehbaren Preis pro geladener kWh, bargeldlos bezahlbar wie am Fahrscheinautomaten oder auf der Tankstelle werden wir wohl erst in eingen Jahren erleben. Doch seinen Anschluss einfach ohne Bezahlsystem zu betreiben und auf die Ehrlichkeit der Nutzer zu vertrauen, ist sicherlich auf ganz lange Sicht ebenfalls kein Modell.
Hier in Grevesmühlen zum Beispiel kann man jedenfalls noch „volle Pulle“ laden und bezahlt dann seinen Strom ganz simpel mit Klimpergeld, das man in den Briefkasten wirft. Ein Verfahren, das ebenso wie ein Pauschalpreis pro Ladevorgang oder die zeitbasierte Berechnung bald verschwunden sein dürfte, denn letztere sind eigentlich ab 2. Quartal 2019 nicht mehr zulässig. Bis dahin läuft eine Übergangsfrist. Danach müssen Ladesäulen eichrechtlich nachgerüstet sein und nachvollziehbare kWh-Angaben liefern.
Es besteht also durchaus die Hoffnung, dass Angebot und Nachfrage zu attraktiveren Preisen und einfachen Tarifmodellen führen, die Politik sinnvoll regelnd und zielgerichtet fördernd eingreift – und dass bald Weltfrieden herrscht.
Bis dahin muss man halt aus dem vorhandenen, unüberschaubaren und komplizierten Angebot auswählen und für sein Auto und für sich selbst den günstigsten Weg finden. Bei GoingElectric sind inzwischen mehr als 200 verschiedene Ladekarten gelistet. Über Auswahl kann man sich also nicht beklagen. Es lohnt sich somit, auch dort nach einer ganz spezifischen oder regionalen Lösung für den individuellen Bedarf zu suchen.
Die folgende Übersicht soll ebenfalls bei der Auswahl helfen und die wichtigsten Anbieter vorstellen. Unter jedem Abschnitt, der einen Tarif oder ein Bezahlverfahren behandelt, habe ich zum Vergleich der Kosten ein Berechnungsbeispiel für einen typischen AC-Ladevorgang mit der ZOE über 19kWh in 52 Minuten an einer der sehr verbreiteten 22kW-Ladesäulen ergänzt.
Alle Angaben in diesem Artikel sind übrigens ohne Gewähr und bitte vor dem Laden zu prüfen. Leider ändert sich immer wieder etwas und einige Formulierungen im Angebot stellen sich in der Praxis als missverständlich oder sogar falsch heraus.
Aktuelle Empfehlung (Stand Februar 2019)
Bevor es also ins – für manche Leser vielleicht zu ausführliche – Detail geht, hier einige kurz gefasste Empfehlungen, ausgehend von der ZOE und ihrer 22kW AC-Ladetechnik. Ist ja hier schließlich ein Blog für eben dieses Elektroauto.
Alle genannten Tarife benötigen etwas Vorbereitung. Wenn man sie unterwegs ohne Probleme nutzen möchte, sollte man also vorher mit den Anbietern in Kontakt treten, ggf. Ladekarten oder -chips bestellen, die Apps installieren, die Zugangsdaten ausprobieren und ergänzende Angaben zum Beispiel zum Zahlungsmedium machen. Ein gewaschener Hals ist ebenfalls stets hilfreich. Und natürlich sollte man wie überall in der Galaxis immer sein Handtuch dabei haben. Keine Panik!
Mit enBW lädt man bis Ende Februar zum absolut niedrigsten Preis von €1 je Ladevorgang an AC und €2 an DC. Das Netz von EnBW und deren Roamingpartnern hat allerdings ziemlich weite Maschen und es existieren viele weiße Flecken auf der Landkarte. Es gibt eine App und auch Ladekarten (einmalig rund €10), ohne die es an manchen Säulen gar nicht geht (z. B. an be-emobil-Säulen in Berlin). Die Einzelheiten zu den Tarifen ab März gibt es hier, beziehungsweise, sobald sie bekannt werden.
Der MAINGAU Autostromtarif toppt derzeit alle vorangegangenen Empfehlungen. Mit App, RFID-Karte oder -Chip kann unter anderem an allen Säulen des innogy-Verbunds und allego-Schnellladern geladen werden. Seit 1. Februar 2019 wird nach kWh abgerechnet. 25 Cent kostet die Kilowattstunde, eine Grundgebühr gibt es nicht. Aber Achtung: Die Ladezeit ist nur in den ersten 2h an AC und 60 Minuten an DC kostenlos, danach werden 10 Cent je Minute aufgeschlagen. Damit soll eine faire Nutzung der Ladepunkte ermöglicht werden. Zur Beschreibung und Vergleichsberechnung geht es hier.
Wer das Laden an den vielen AC-Ladepunkten des innogy eRoaming Verbunds ohne Zeitbegrenzung vorzieht, für den ist der BEW Autostrom Vertrag mit 30 Cent je kWh (15kWh Mindestumsatz für rund €5 im Monat) eine günstige Lösung, die jeder nutzen kann und jeder versteht. Für den Start des Ladevorgangs braucht es dann lediglich ein Handy mit der eCharge App. Details zu dem Tarif findet man hier.
An beinahe allen Ladesäulen kommt man mit Ladekarte bzw. Ladechip und den Apps von New Motion und PlugSurfing weiter, die jedoch mitunter deutlich teurer abrechnen, als der jeweils günstigste Anbieter. Man spart sich damit aber einen Stapel Zugangsverfahren und ist beim gelegentlich öffentlichen Laden auf der sicheren Seite bzw. wenn man unterwegs mal überraschend Strom braucht. Grundgebühr wird nicht erhoben. Eines von diesen beiden Zugangverfahren sollte man auf jeden Fall im Auto haben. Einzelheiten sind hier zu erfahren.
Sonderfall: Laden in Berlin (Stand März 2019)
Das ist leider ein Thema für sich. Besser man umfährt den Bereich weiträumig.
Na, ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Aber schön ist anders. Wenn eine der inzwische recht zahlreichen Ladesäulen von be-emobil funktionieren sollte und mal nicht zugeparkt ist, kommt man mit einer Ladekarte von New Motion, naturstrom oder EnBW mobility+ und dem Chip von PlugSurfing weiter. Vermutlich bis Ende März 2019 kostet ein Ladevorgang €5,45 (mit PlugSurfing €6). Mehr als 11kW (bzw. einphasig 3,7kW) gibt es aber nicht. Und nach 4h muss man – zumindest zwischen 8:00 und 18:00 Uhr – den Platz spätestens wieder freimachen.
Dann gibt noch einige Ladesäulen von Vattenfall (AC 11 & 22kW) für die man eine Karte des Anbieters braucht und recht viele von innogy (AC 22kW), die per App (z. B. eCharge) freigeschaltet werden können. Hier wird schon immer nach Kilowattstunde je 30 Cent abgerechnet.
Oder ihr kommt bei mir vorbei, ich kann 11kW in der Tiefgarage gegen eine Spende anbieten.
Doch nun – wie angekündigt – detailiertere Informationen zu einer Auswahl von Bezahlverfahren und deren Vergleich. Links zur Bestellung der Karten findet man jeweils im Titel des Abschnitts.
NATURSTROM Ladekarte (Stand März 2019)
Durch die Kooperation mit New Motion (siehe weiter unten) kann man mit der naturstrom Ladekarte europaweit laden. Seit Oktober 2018 werden pro Ladevorgang €5,90 (Wechselstrom bis 22kW) bzw. €7,90 (Gleichstrom sowie Wechselstrom > 22kW) berechnet.
Das kann man günstig oder negativ finden, aber es folgt dem aktuellen Trend und umgeht das Problem, das nicht eichrechtskonforme Messeinrichtungen in vielen Ladesäulen haben. Günstig ist das natürlich bei großem und möglichst leerem Akku. Je mehr man am Stück laden kann, desto niedriger ist natürlich auch der Preis einer Kilowattstunde.
Die Karte gibt es kostenlos. Allerdings muss man einen aktiven Liefervertrag mit naturstrom haben, also dort Kunde sein, was ich ohnehin für keine schlechte Idee halte. Schon seit einiger Zeit vor Fukushima ist das mein Stromlieferant und auch die ZOE bekam natürlich ihren Anschluss von Naturstrom.
Die Karte selbst kann man hier bestellen, einen Link zum Wechsel des Stromanbieters haben die gewitzten Vertriebler des Unternehmens natürlich auch auf der Seite untergebracht.
An einer typischen 22kW-Säule kostet der Beispiel-Ladevorgang (19kWh in 52 Minuten) also pauschal €5,90.
Lässt man eine R90 oder R110 ZOE mit dem großen ZE40-Akku „volllaufen“, kann der Preis einer kWh bei 15,5 Cent liegen (z. B. €5,90 / 38kWh). Bei einem Tesla mit 90kWh-Batterie wäre es natürlich noch günstiger (z. B. €7,90 / 85kwh = 9ct/kWh)
New Motion Ladekarte und App (Stand März 2019)
In den Niederlanden gibt es eine wesentlich dichtere Struktur von Ladesäulen und von dort stammt auch der Anbieter der LoveToLoad-Ladekarte sowie der entsprechenden App. Seit Jahren ist NewMotion nun auch in Deutschland tätig und erlaubt es, an fast allen Ladesäulen Strom zu bezahlen.
Das hört sich erst einmal sehr gut an und hat unter anderem auch viele Kommunen überzeugt, ihre Ladesäulen mit NM abzurechnen.
In Berlin werden zum Beispiel auch alle be-emobil-Ladestationen unter anderem mit der NewMotion-Ladekarte aktiviert. Der Tarif ist hier eine Pauschale von €5,45 je Ladevorgang. Und der ist zwischen 8 und 18 Uhr auf maximal 4h begrenzt. Man muss also nicht nachts um Eins noch mal raus, um das Auto abzustöpseln und umzuparken, darf aber tagsüber auch nicht einen Arbeitstag lang die Säule blockieren.
In unserem Berechnungsbeispiel würde die Ladung der ZOE mit 19kWh bei diesem Pauschaltarif etwa einen Preis von etwa 29 Cent ergeben. Kann man stattdessen einen leeren Z.E.40-Akku über Nacht vollladen, kommt man sogar auf unter 14 Cent.
Wer die Ladekarte von NewMotion also an irgend eine Säule in Europa hält bzw. den Ladevorgang mit der App startet, wird in den meisten Fällen auch sicher Strom erhalten. Das kommt einer barrierefreien Nutzung schon recht nahe. Doch die Bequemlichkeit hat ihren Preis und man sollte vergleichen, um nicht zu viel zu bezahlen.
An einer 22kW-AC-Ladesäule in Parchim würde man die ZOE zum Beispiel aktuell mit NM für €7,80 (NM-App, 52 Minuten x 15ct) laden können, dagegen würde derselbe Ladevorgang mit BEW Autostrom Tarif €5,70 (Charge-App, 19 x 30 Cent) oder mit Maingau Autostrom Tarif €4,75 (EinfachStromLaden-App, 19 x 25 Cent) kosten.
PlugSurfing Ladeschlüssel und App (Stand März 2019)
Hier ist es ein kleiner Schlüsselanhänger, der den RFID-Chip zur Identifikation des Nutzers beinhaltet und den man nach Registrierung und gegen eine Gebühr von rund €10 erhält. In Berlin ist der Chip eine der Möglicheiten, den Zugang zu einer be-emobil Säule zu erhalten. Der pauschale Preis dafür beträgt €6 je Ladevorgang.
Seit Februar 2017 bietet die App von PlugSurfing zusätzlich „Scan&Charge“ an, einen Tarif ohne Registrierung und ebenfalls ohne monatliche Grundgebühr, sofort bezahlbar per PayPal oder Kreditkarte.
Auch in diesem Fall variieren die Kosten von Anbieter zu Anbieter. Am allego Schnelllader sind mit dem PlugSurfing-Chip derzeit rund €7,50 pauschal je Ladevorgang fällig, an eRoaming-Ladesäulen rund 40ct je kWh und zusätzlich 1,3ct je Minute.
Für das Laden von 19kWh in 52 Minuten an der schon mehrfach genannten Ladesäule im Verbund eRoaming würde der Eigentümer einer ZOE €8,09 (19kWh je 39ct zuzüglich 52 Minuten je 1,3ct) berappen müssen. Da auch hier eine Zeitkomponente berücksichtigt wird, muss man darauf achten, das Auto nach dem Ladevorgang umzuparken. Denn pro Stunde würden auf diese Weise immerhin 78ct Parkgebühr fällig, auch wenn der Akku bereits voll ist.
RWE aka innogy mit App und BEW Autostrom (Stand März 2019)
RWE, die schon seit Jahren bundesweit die meisten Säulen installiert haben, betreiben diese inzwischen aber unter ihrer Marke innogy. Einige Kommunen besitzen Säulen mit eigenem Label, gehören aber ebenfalls zum Verbund eRoaming.
Zugang zu den Säulen erhält der Kunde über diverse Apps oder SMS.
Bezahlen kann man dann über verschiedene Tarife: Mit dem RWE Autostromvertrag „ePower Basic“ kostet das Laden im Verbund eRoaming an reinen AC-Säulen (bis 22kW) 30ct je kWh.
An DC/AC-Schnellladesäulen wird dagegen eine Pauschale angewendet und zwar rund €7 je Ladevorgang. Vorsicht: Wer an derselben Säule den AC-Anschluss nutzen möchte oder muss, zahlt dafür ebenfalls pauschal. Letzteres ist also vor allem nicht empfehlenswert für Hybridautos oder E-Mobile mit geringen Ladeleistungen an Wechselstrom! Je weniger Energie sie laden, desto teurer wird die kWh.
Zusätzlich fallen im Tarif jeden Monat Grundgebühren von rund €5 an. Die Bedienung der Säule läuft dabei seit April 2017 z. B. über die hier abgebildete App eCharge, die die Vorgängerin e-kWh abblöst.
Das Bezahlverfahren „ePower direct“ ohne Vertrag gibt es zusätzlich, aber zum Preis von rund 40ct je kWh an reinen AC-Säulen und für eine Pauschale von rund €8 je Ladevorgang an DC/AC-Schnellladern.
Eine preiswertere Alternative für alle Ladesäulen von eRoaming bieten die Bergischen Energiewerke BEW an. Mit BEWAutostrom-Vertrag wird zwar eine monatlicher Mindestumsatz von rund €5 (=15kWh) erhoben, es gilt aber ab der 50 kWh ein Tarif von nur noch rund 28ct und ab 250 kWh von rund 25ct. Durch die Rabatte bei größerem monatlichen Bedarf kann sich das also lohnen. Wie die Berechnung an DC/AC-Ladesäulen abläuft, ließ sich allerdings bisher nicht ermitteln.
Mit dem Vertrag von RWE/innogy kostet die Beispielladung der ZOE an der 22kW-Säule also €5,70 (19kWh je 30ct, Grundgebühr von €5 monatlich nicht berücksichtigt) und am Schnelllader halt rund €7 (Pauschale). Eine ZOE mit 41kWh-Akku könnte demnach theoretisch am Schnelllader einen kWh-Preis von rund 20ct erreichen (€6,95 / z. B. 35kWh).
Mit dem BEW Autostrom Vertrag wären ebenfalls €5,70 fällig, bis zur 50. Kilowattstunde im laufenden Monat und ohne Grundgebühr wohlbemerkt. Danach würde es mit rund €5,32 (19 x 28ct) sogar noch preiswerter, ab der 250. Kilowattstunde im Monat kommt die Beispielladung dann schließlich auf €4,75.
InCharge aka Vattenfall (Stand März 2019″)
Als einer der vier großen Energieversorger spielt VATTENFALL in Deutschland jedoch nur in Berlin und Hamburg eine Rolle, wenn es um eigene Ladesäulen geht. Da VATTENFALL jedoch ein Roaming mit Ladenetz (s. u.) vereinbart hat, gelten an den Säulen vieler Stadtwerke dieselben Preise und die Karte sollte auch hier für Strom sorgen.
Ähnlich wie bei innogy bot Vattenfall früher einen Autostromvertrag an und kombinierte diesen mit einer RFID-Karte zur Freischaltung der Säulen. Inzwischen hat sich das Tarifmodell geändert und die Ladekarte ist ohne Grundgebühr mit SEPA Lastschriftverfahren zur Bezahlung erhältlich. Ebenfalls ohne Grundgebühr, dafür mit einem Registrierungsverfahren beim Zahlungsdienstleister Mobile City, ist die Freischaltung der Säulen nun auch ohne Karte mit der App „Schnellladen“ möglich.
Die Bezahlung erfolgt monatlich über Lastschrift oder über Kreditkarte. Die Ladekosten betragen an AC 30ct je kWh und an DC bis 50kW 20ct je Minute und bis 20kW 12ct/min.
In Berlin und Hamburg habe ich jedenfalls immer einwandfrei mit 22kW laden können und hätte im Beispiel dafür €5,70 (19kWh je 30ct) gezahlt.
EnBW (Stand Januar 2019)
„Elektronauten“ nennt der Energieversorger aus dem Süden jene Zeitgenossen, die sich in ferne Galaxien wagen und Fahrzeuge bewegen, die zuvor noch nie ein Mensch gesehen hat. Dieser Zielgruppe bietet EnBW zwei Bezahlverfahren an : Prepaid-Karten (nur für EnBW-Ladesäulen) mit €25 oder €50 Guthaben sowie eine Ladekarte mit Vertrag und monatlicher Grundgebühr (auch für Ladesäulen der Kooperationsparter, z. B. Ladenetz).
Das Tarifmodell ist … äh, etwas kompliziert, aber wer sich in unbekannte Regionen des Universums wagt, der wird ja wohl vor so ein paar Details nicht zurückschrecken:
Im Prepaid-Tarif werden erst einmal €20 des Guthabens für die Aktivierung der Karte fällig. Bleiben also auf der kleinen Karte immerhin €5 Guthaben übrig. Damit kann dann am Schukostecker der AC-Säulen für 2ct je Minute geladen werden. An derselben Säule, aber mit dem Typ2-Anschluss kostet Strom (einphasig) dann aber 4ct je Minute. Hier lassen sich manche Elektroautos mit bis zu 7,2kW laden. Die ZOE kann dort dreiphasig mit 22kW für 10ct je Minute versorgt werden. Das ergibt für das Rechenbeispiel den günstigen Preis von €5,20, die Aktivierungsgebühr mal außer acht gelassen.
An der AC/DC-Schnellladesäule muss man einphasig dann 10ct je Minute bezahlen. Der höhere Preis gegenüber der oben genannten Ladesäule soll Fahrzeuge mit geringerer Ladeleistung von diesem Anschluss eher fernhalten, denn die schnellen Lader sollen hier möglichst flott bedient werden. Mit bis zu 44kW AC oder 50kW DC werden dann 35ct je Minute abgezogen.
So, und dann war da noch der Vertragstarif mit rund €8 Grundgebühr, aber dann um 50% reduzierten Preisen, oder die Variante vor dem 1.4.2015, wo noch rund €10 monatlich fällig waren, aber das Laden dann auch nur 50ct pro Stunde (3,6kW) bzw. €2 Stunde (bis 22kW) kostete, außer man hat bereits 6 bzw. 4 Stunden geladen, dann ermäßigt sich der Preis auf 25ct je weitere Stunde. Aber dafür muss man für €5 im Monat die „Viellader-Option“ buchen. Äh, nein, wenn man nach dem 1.4.2015 den Vertrag geschlossen hat sind es 30ct pro Minute. Alles verstanden? Ich bin leider irgendwann ausgestiegen…
Beim DC-Schnellladen ist es übrigens noch etwas anders: Da kostet die Minute mit Vertrag 25ct.
Tja, wenn man es ganz gerecht machen will, gibt es eben ein etwas kompliziertes Tarifkonstrukt. Aber preiswert ist es, muss man zugegeben. Besonders für ZOEs, Smart EDs und Teslas, die durch ihren 22kW-AC-Ladeanschluss die kostengünstige AC-Technik nutzen können.
In BW können sie also alles, auch ZOEs laden und zwar für €5,20 (52 Minuten je 10ct). Mit der Viellader-Option setzt enBW noch eins drauf: Die Beispielladung würde €2,60 kosten, umgerechnet also 13,6ct je kWh! Allerdings ist hierfür auch einiges an Grundgebühren fällig (€7,95 zzgl. €5 Option je Monat).
Update im Januar 2019. Haben die etwa diesen Blog gelesen und die Ironie verstanden? Mit der neuen App ist offenbar Schluss mit dem Tarifwirrwar bei enBW. Bis Ende Februar 2019 kostet einfach mal jeder Ladevorgang einen (1!) Euro an AC und 2 Euro an DC. Danach schauen wir mal weiter. Derzeit finde ich keine weiteren Angaben zum Tarifmodell.
Maingau Energie „EinfachStromLaden“ (Stand März 2019)
Im Moment scheint diese Ladekarte und die App der „Burner“ unter den Ladetarifen an vielen Schnellladesäulen, den innogy-Säulen und Ladepunkten vieler anderer Roamingpartner zu sein. Der Tarif ist nach Ansicht von Maingau Energie „der wahrscheinlich fairste Autostromtarif in Europa“. Das kann man dahingehend unterschreiben, dass ab 1. Februar 2019 nun nach kWh, also gemäß der geladenen Energie abgerechnet wird. Diese Verfahrensweise ist natürlich grundsätzlich zu bevorzugen und zu begrüßen.
25 Cent kostet nun die Kilowattstunde, für Maingau Stromkunden sogar nur 15 Cent. Wer allerdings länger als zwei Stunden an Wechselstrom lädt oder länger als eine an Gleichstrom, zahlt für jede weitere Minute 10 Cent zusätzlich. Das soll für Ladegerechtigkeit sorgen. Fairness eben. Also aufgepasst: Die Uhr tickt, solange man an die Säule angeschlossen ist!
Bestellen kann man Tarif, Karte oder Chip (letzteren gegen einmalige Gebühr) hier.
In der Vergleichrechnung kommt man mit der ZOE nun auf €4,75 (19kWh je 25ct). Bei 22kW Ladeleistung oder mehr kein Problem, aber bei 11kW könnte das bei kleinen Akkus unter Umständen etwas länger als zwei Stunden dauern.
Ladenetz
Ein Verbund von 73 Stadtwerken (Stand März 2017), die laut ihrer Webite ihren Kunden an rund 700 Ladesäulen Strom für Elektroautos anbieten. Soweit das Gerücht. Wie das System für den Kunden jedoch genau funktioniert und wo man eine Ladekarte bekommt, bleibt für Uneingeweihte im Verborgenen. Offenbar ist das Ganze eine Art Geheimbund, bei dem man sich untereinander mit einem bestimmten Handschlag oder einem heimlichen Zwinkern zu erkennen gibt und in dunklen Gassen oder auf einer Waldlichtung dann die Ladekarte überreicht. Tarifinformationen oder ähnliches scheinen ebenfalls auch nur einer okulten Gruppe bekannt zu sein. Aber es gibt eine Landkarte mit Ladepunkten (lademap) und man soll mit dem Handy auch Barcodes an den Säulen scannen können (womit denn?), die dann eine „Wep-App“ öffnen. google liefert dazu leider keinen konkreten Treffer. Apple kennt auch keine solche App. Und was ist das „Wep“? Sehr mysteriös.
Nun ja, jedenfalls gibt es eine Menge Roaming-Partner, mit deren Karten man an den Säulen des Ladenetz Strom bekommen soll. Umgekehrt leider übrigens nicht. Und bei manchen nur, wenn man eine Oma in Nordhessen hat und dort regelmäßig lädt. Und dann gibt es ein paar Partner, mit denen das Roaming „aufgrund zeitweiliger Störungen“ nur eingeschränkt möglich ist. Was immer das heißen soll. Wird man dann ja sehen, wenn man mit leerem Akku an der Säule steht.
Die Bezahlverfahren von VW/Audi, BMW und Nissan sind jedenfalls auch dabei und ermöglichen ebenso wie TNM, vattenfall und enBW den Zugang zu den Ladesäulen des Ladenetz.
Und dann ist da noch die Flatrate-Karte „ladeticket“ für eine Woche bzw. einen Monat mit ADAC-Rabatt. Da kann man sich dann mal richtig die Ladekante geben und zum Beispiel in Emsdetten immer im Kreis fahren, denn für weite Fahrten ist das Netz dann doch zu großmaschig. Mit dem Roaming-Tarif eines Kooperationspartners könnte man dort vergleichsweise für den Preis der Wochen-Flatrate immerhin 100kWh laden! Da muss man in der einen Woche schon ganz schön unterwegs sein, wenn die Flatrate sich lohnen soll.
Für einmal Laden mit der ZOE – für so etwa 140km Landstraße – wären jedenfalls nur €5,70 fällig, zum Beispiel mit der vattenfall Ladekarte (wenn’s denn geht) oder mit der NM-Ladekarte.
Charge&Fuel Card, ChargeNow, Z.E. Pass, Charge&Pay (R.I.P.)
Ich spare mir Stand März 2019 inzwschen die Details zu den Ladekarten und Tarifen der Hersteller, denn sie können mit dem übrigen Markt nicht mithalten. Es gibt Pauschalen je Ladevorgang und Zeittarife – unterschiedenen in Tag und Nacht. Völlig abstrus und ab April auch nicht mehr zulässig, da nicht eichrechtskonform. Wer aber durchaus seinen VW mit VW-Strom und seinen Mercedes mit Premium-Extra-Elektronen füllen möchte, dem sei diese Freiheit selbstverständlich gegönnt. Ist ja ein freies Land. Man nutze dafür die oben genannten Links und lasse sich dort beraten.
Nee, sorry: Mercedes hat Charge&Pay Ende 2018 aufgegeben, daher habe ich den toten Link entfernt. Wohl erst mit dem EQC soll etwas neues kommen. Hier kann man sich „informieren“.
Meiner Meinung nach lassen sich die Tarifangebote der übrigen Autohersteller mit dem verzweifelten Versuch erklären, nach dem Verkauf des Fahrzeuges noch irgendwelche weiteren regelmäßigen Umsätze zu generieren, aber sicherlich auch damit, dem Elektro-Kunden beim Kauf des Autos etwas halbwegs Verständliches anbieten zu können.
Ersteres wäre durchaus nachvollziebar, da bisher mit Verschleißteilen, Serviceleistungen und Betriebsstoffen für Benzin- und Dieselfahrzeuge ein beträchtlicher Anteil am Umsatz der Branche generiert wird. Allein eine Füllung mit dem Dieselzusatzstoff AddBlue kann ins Geld schlagen, denn die Tanks dafür werden offenbar immer größer. Und ein profaner Ölwechsel ist ja auch schon ein ganz hübscher Brocken. Dagegen lassen sich bei der Wartung von Elektroautos höchsten €2,50 für Scheibenwaschkonzentrat oder auch mal ein Pollenfilter für €20 verkaufen. Achso ja, und bitte Luft prüfen!
Was die Verständlichkeit und Attraktivität betrifft bin ich letztlich von keinem Angebot überzeugt. Was die ZOE und Renault angeht sage ich: „Merci, Renault, aber no Merci!“
Telekom „GET CHARGE“ (Stand März 2019)
Kein Aprilscherz: Die Telekom bietet ab dem 2. Quartal 2019 einen Ladetarif via Karte und App an. Am ersten und zweiten April kann man damit sogar kostenlos laden.
Böse Zungen (meine zum Beispiel) behaupten ja, was der Konzern nach der Zwangsumstellung seiner Anschlüsse auf IP bei seinen Telefonkunden an Strom spare, würde er sich nun noch einmal von den Elektroautonutzern versilbern lassen. Aber das ist sicher nur eine substanzlose Unterstellung. Genau wie die Behauptung, der Strom sei rosa.
Fakt ist jedoch, dass sich die Preise im Bereich „halbwegs normal“ bis „indiskutabel“ bewegen. Unterschieden wird zwischen „Bevorzugten Anbietern“ und „Sonstigen“, wobei z. B. innogy, allego, ionity oder Fastned zur ersten Gruppe zählen und enBW, Ladenetz oder has.to.be zur zweiten.
Der Unterschied ist beträchtlich: Bevorzugt bezahlt man 29ct je kWh bei AC- und 39ct bei DC-Ladung. Bei den übrigen Anbietern wird die Kilowattstunde mit stolzen 89ct bepreist! Da muss man bei Nutzung dieses Angebotes also sehr genau aufpassen, wo man sein Auto anschließt, sonst drohen teure Überraschungen. Und wieder wird die elektromobile Welt etwas komplizierter…
Also ähnlich wie bei den Angeboten der Autohersteller wird hier versucht, etwas auf den ersten Blick halbwegs Nachvollziehbares über die Marke eines großen Konzens anzubieten, zu dem es aber wesentlich preiswertere Alternativen gibt, wenn man sich etwas umschaut.
Für das bekannte Beispiel mit der ZOE an der 22kW Ladesäule von innogy wären also über die Telekom €5,51 (19kWh je 29ct) zu bezahlen. So eine Säule steht beispielsweise in Scharbeuz an der Ostsee. Nur ein paar Kilometer weiter in Neustadt wird die Säule von has.to.be betrieben und dort wären dann für denselben Ladevorgang €16,91 fällig.
Tesla
Zum Abschluss noch ein Wort zum besonderen Konzept von Tesla, die den ganzen Kokolores mit Ladeverfahren und Tarifen weitgehend umschifft haben, und von vornherein auf eine eigene, faire und klare Lösung für ihre Kunden setzen.
Natürlich können auch Tesla-Fahrer sich mit Ladekarten, Chips und Apps ausstatten und zum Beispiel Typ2-Wechselstrom- oder per Adapter die verschiedenen Gleichstrom-Anschlüsse nutzen. Müssen sie aber meistens nicht. Denn Tesla hat in vielen Ländern sein Netz von sogenannten Superchargern derart ausgebaut, dass man zwischen A und B immer an einem vorbeikommt und dort mit seinem Tesla sehr schnell aufladen kann.
Bei älteren Modellen ist dieser Service sogar im Kaufpreis des Autos enthalten und „lebenslang“ kostenlos. Etwa seit Modelljahr 2018 ist das passè und die Ladevorgänge der neuen Fahrzeuge an Superchargern werden automatisch erfasst und dem Besitzer dann in Rechnung gestellt.
Mit seinem pragmatischen Konzept hat Tesla jedoch das ganze Herumeiern der Politik und der etablierten Autohersteller – für viele in Deutschland ein und dasselbe – einfach umgangen: Durch teure Fahrzeuge finanziert, und bislang wohl auch unter Verzicht auf irgendwelche nennenswerten Gewinne, wurde ein eigenes engmaschiges Schnellladenetz aufgebaut. Am Standort, beziehungsweise am jeweiligen Zielort des Fahrzeuges, laden die Fahrer dann natürlich an den üblichen, für alle verfügbaren Stromquellen.
Anfang 2019 hat Teslas es nun endlich auch geschafft, sein Modell 3 in Europa auszuliefern. Dieses ist hierzulande mit einem CCS-Anschluss ausgestattet und Supercharger erhalten entsprechende Kabel. Damit kann das Fahrzeug also nicht nur an allen Ladepunkten von Tesla sondern auch noch an sämtlichen CCS-Anschlüssen schnellladen. Ein wirklich kleverer Schachzug und eine herorragende Anpassung an die Ladesituation in Europa und den USA.
Hier ein hervorragender, interessanter und wie ich finde kurzweiliger Video-Beitrag des Hamburgers Dirk Kunde über seinen ersten Praxistest des Model 3 und den Lademöglichkeiten des derzeit (Februar 2019) wohl besten erhältlichen Elektroautos.
Teslas Modelle können also generell das breiteste Ladeangebot nutzen und sind vermutlich vom Fahrstrom und den vielfältigen Lademöglichkeiten her von allen Elektroautos am günstigsten und simpelsten zu betreiben. Dieser Hersteller will offenbar Elektroautos auf die Straße bringen – und er tut es darum einfach. Punkt.
Na dann: Gutes Laden!
Ein Elektroauto auf längeren Strecken mit Energie zu versorgen wird sich In ein paar Jahren nicht mehr wesentlich vom Betanken eines fossil betriebenen Fahrzeugs unterscheiden. Vielleicht wird sich der Charakter und das Angebot der Ladestellen etwas ändern, weil man sich an den längeren Aufenthalt der Fahrzeuginsassen während des Ladens anpasst. Gastronomie, Unterhaltung und Toiletten dürften dann noch eine größere Rolle spielen, als jetzt.
In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle werden die Autos aber an ihrem Stellplatz laden – und zwar während der Zeit, in der man sie üblicherweise abgestellt hat. Wer einen Carport hat oder eine Garage nutzt hat, wird seinen Platz dazu mit einem eigenen Stromanschluss ausstatten und je nach täglicher Fahrtstrecke alle paar Tage das Auto abends anschließen.
Im öffentlichen Parkraum wird sich dementsprechend ein System von Anschlüssen etablieren, die mit geringer Leistung ebenfalls das Laden ermöglichen. Wahrscheinlich werden die dafür notwendigen Lastmanagementsysteme den dann riesigen Pool angeschlossener Fahrzeuge sogar zum Puffern von Leistungsspitzen nutzen, aber das ist noch leise Zukunftsmusik.
Die Tankstelle „um die Ecke“ kann es dann so eigentich nicht mehr geben. Sie müsste noch mehr zu einer Art Servicecenter werden, da man in der Regel nicht zum Laden irgendwo hin fahren wird. Vielleicht Übernimmt Shell ja irgendwann den lokalen Service für Tesla und Total erledigt die Inspektionen für Renault. Viel zu tun gibt es ja an den Autos in der Regel nicht.
Es wird sich also vieles ändern, nicht zum ersten Mal in der Geschichte. Und letztlich wird diese Änderung die Welt etwas besser machen, davon bin ich überzeugt.