Dieser Beitrag entsteht auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame, die hier offenbar regelmäßig nach neuen Beiträgen schaut. Vielen Dank dafür und natürlich komme ich der Aufforderung gerne nach. Die zwei Fahrten zum „Sternenpark Naturpark Westhavelland“ und zum „BAM Testgelände Technische Sicherheit“ sind allerdings auch ganz gute Beispiele dafür, was man im Umland von Berlin erleben kann – und wie das mit rein elektrischem Fahren funktioniert. Für solche und ähnliche Geschichten ist dieser Blog ja schließlich da.
Sternschnüppchen
Im August bewegen wir uns mit unserem Planeten durch die Staubteilchen, die der Komet Swift-Tuttle bei seiner Auflösung hinter sich lässt. Treffen diese Körnchen auf die Atmosphäre, dann verursacht deren hohe Bewegungsenergie die bekannten Lichterscheinungen. Das Zentrum dieser Erscheinungen liegt dicht beim Sternbild Perseus. Daher spricht man auch von den Perseiden. In diesem Jahr war es die Nacht vom 12. auf den 13. August, in der gegen 3:37 Uhr das Maximum an Meteoren erwartet wurde.
Am besten lässt sich das Spektakel natürlich auf einer freien Fläche oder von einem höheren Standpunkt aus beobachten. Ein guter Anlass für mich, einmal den Sternenpark im Naturpark Westhavelland zu besuchen, auf den ich wenige Tage vorher durch einen Artikel im Wochenmagazin „Stern“ neugierig geworden war. Die milden Temperaturen und der fast wolkenlose Himmel geben schließlich den Ausschlag.
In der Broschüre des Sternenparks findet man die GPS-Koordinaten der vorgeschlagenen Beobachtungspunkte mit besonders dunklem Himmel, die einfach ins TomTom-Navi der ZOE eingegeben werden. Die Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung ist an diesen dünn besiedelten Orten außerordentlich gering. Während innerhalb Berlins mit bloßem Auge nur etwa die hellsten 50 Sterne sichtbar sind, soll man im Sternenpark 6000 bis 9000 Objekte sehen können.
Tja, allerdings gibt es neben künstlichen noch andere Lichtquellen, die nachts den Himmel beleuchten. Und so ist es in diesem Fall der noch fast volle Mond, der die Beobachtungsbedingungen beschränkt. Dafür ermöglicht das Mondlicht allerdings die Orientierung am noch unbekannten Beobachtungsort. Gesagt – getan: ein kleines Teleskop, Mückenschutz, Verpflegung und zusätzliche Kleidung gegen die Kühle der Nacht sind schnell gepackt und verstaut.
Gute Absichten…leider mit Hindernissen
Auf der Fahrt in Richtung Stadtgrenze kommt mir dann der Gedanke, die Bedingungen für die spätere Rückfahrt etwas zu entspannen. Schätzungsweise 75 km sind es nämlich bis zum Sternenpark und die einzige schnelle Lademöglichkeit für die ZOE gibt es in Rathenau bei Obeta. Allerdings hat der Elektrogroßhändler zwischen 17 Uhr und 6:30 Uhr geschlossen. Die ZOE müsste also mit einer Akkuladung mindestens 150 km durchhalten – oder der Fahrer bis zum frühen Morgen.
War da nicht im Havelpark kurz hinter der Stadtgrenze noch eine Lademöglichkeit? Ja, tatsächlich! Ein Schild lädt zum Laden während des Einkaufs ein. Dann machen wir das mal, rund 20 zusätzliche Kilometer sollten als Reserve locker reichen. Das Ergebnis ist dann aber ganz anders als erwartet: Auf dem Display der ZOE leuchtet ein Warnsignal in Orange, das zum Besuch der Werkstatt auffordert. „Batterieladung unmöglich“ steht da noch und „Temporegelung überprüfen“. Tempomat und Begrenzer sind demnach ausgefallen und vielleicht ist sogar ein ernsthafter Defekt aufgetreten.
Was ist passiert? Offenbar bin ich der Erste, der eine ZOE an der Säule des Kaufhofs anschließt. Während bisher nur „Schmalspurlader“ mit 2,3 kW und 3,7 kW an der Säule waren, ist die ZOE eben in der Lage, das Leistungsangebot der Säule auch im vollen Umfang von 11 kW zu nutzen.
Zunächst sieht alles schön aus und der Ladevorgang startet mit 11kW. Da es sich um eine Aufladung der letzten 20% Akkukapazität handelt, soll der Vorgang etwa eine Stunde dauern. Das liegt daran, dass die einzelnen, immer etwas unterschiedlich geladenen Zellen eines Akkupacks für eine 100%ige Ladung balanciert werden müssen. Wer schon mal die Hosen und Schuhe voller Diesel hatte, weil er mit vollem Strahl den Tank bis zum Rand befüllen wollte, weiß, was ich meine: Die letzten Liter muss man sachte einfüllen, sonst schwappt es über. Im Falle eines Akkus nähmen die Zellen Schaden, die bereits voll sind, während andere Zellen noch etwas Ladung brauchen können. Es dauert also jeweils etwas Zeit, bis die Ladeautomatik auch noch das letzte Watt in den Akku gedröppelt hat.
Nach wenigen Sekunden des gerade begonnenen Ladevorgangs werden im Auto aber plötzlich über fünf Stunden Ladedauer angezeigt. Vermutlich sind an der Säule unter Last die Spannungen der drei Phasen so unterschiedlich, dass der Ladevorgang auf einen anderen Modus umschaltet. Schließlich führt der Spannungsabfall zur Unterbrechung des Ladevorgangs. Das ist ja durchaus im Sinne aller Beteiligten, denn sicher ist sicher, und wenn ein Anschluss instabil ist, könnte er sich bei Fortsetzung des Vorganges zum Beispiel stark erwärmen und sogar einen Brand verursachen.
Weitere Versuche bleiben also nicht nur erfolglos, sondern resultieren sogar in der oben genannten Beleuchtung des Innenraumes in Orange. Bei Rückgabe der Ladekarte an der Kasse der Tankstelle fragt mich die Mitarbeiterin, ob denn alles geklappt habe. Offenbar waren doch schon andere Fahrzeuge an der Säule, die ebenfalls Probleme hatten. Später berichte ich natürlich via GoingElectric und auch per Email an den Betreiber Kaufhof über dieses Problem und biete auch Unterstützung an. Immerhin steckt hinter dem Angebot ja eine gute Absicht.
Die vorläufige Info von Kaufhof nach Rücksprache mit der Firma, die die Säule installiert hat, ist dennoch nicht ganz unerwartet: Alles sei ordnungsgemäß angeschlossen und der Fehler müsse wohl am Auto liegen. Man werde dann eben ein Schild anbringen müssen und die Ladung von ZOEs ablehnen. Hat man bei McDonnalds übrigens seinerzeit auch gemacht – bis die Anschlüsse an den Säulen ordentlich repariert wurden…
Also geht es erst einmal ohne zusätzliche Energie weiter. Schade.
Jott We Deh – „Janz weit draußen“
sagt der Berliner zu einem Ort wie diesem, an dem es schließlich heißt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht“ und ich den Stopp-Knopf drücke. Ich stehe an einer Ausweichstelle auf einer schmalen Straße zwischen…, ja, schwer zu sagen: Hier ist eigentlich nichts.
Es ist so ruhig, dass man das leise Summen in den eigenen Ohren hört. Ganz weit entfernt muht ein Rind, irgendwo ruft ein unbekannter Vogel. Ein weiteres Auto steht dort, Menschen sind erst einmal nicht zu sehen. Langsam geht die Sonne unter und die Mücken kommen. Dann tauchen auch die Insassen des zweiten Fahrzeuges auf. Sie hatten wohl dieselbe Idee und man macht sich miteinander bekannt.
Es wird eine sehr schöne Nacht, zwar mit Vollmond, aber dennoch mit vielen, vielen Sternschnuppen, die von „Aaaahs“ und „Oooohs“ begleitet werden. Besonders große Brocken erzeugen einen Rauchstreif, der noch sekundenlang grünlich leuchtet. Bis zum Morgen sind es dann fünf Sternschnuppenjäger, die sich im Laufe der Nacht dort eingefunden haben. Man liegt warm eingewickelt auf Isomatten, den Blick zum Himmel gerichtet und genießt das kosmische Schauspiel.
Im ersten Licht des neuen Tages geht es dann zurück über die B5, durch schlafende kleine Orte, deren Bewohner dank des nur leise surrenden Elektromotors nichts davon mitbekommen. Ohnehin sind nur mäßige Geschwindigkeiten möglich, da es auf der Strecke viele Beschränkungen auf 80 km/h und teilweise nachts sogar auf 30 km/h gibt. Das erhöht aber auch die verbleibende Reichweite, was auf dieser Rückfahrt sehr nötig ist. Am Stellplatz in der Tiefgarage werden dann schließlich nur noch 15 km Restreichweite angezeigt. Bei diesem Fahrtziel ist also ohne Aufladung unterwegs die Kapazität ziemlich ausgeschöpft.
Besuch bei amtlichen Zerstörern
Nicht ganz so knapp ist es bei einer Veranstaltung, die einige Tage später auf dem Testgelände Technische Sicherheit der Bundeanstalt für Materialprüfung stattfindet. Das Gelände ist etwa 60 km südlich von Berlin gelegen und das sollte für die Reichweite der ZOE kein Problem sein. Dennoch kann man ja mal fragen, ob es bei der BAM eine Lademöglichkeit für Elektromobile gibt.
Offenbar ist das Thema neu für den Veranstalter, aber der ist modernen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen und verspricht, sich darum zu kümmern. Wenige Tage später ist die Antwort da. Die BAM stelle für den Caterer ohnehin eine Stromversorgung bereit und die könne auch für das Laden verwendet werden.
So ist es dann auch: Eine klassische Baustromversorgung verfügt über Wechselstromanschlüsse aller Art, darunter auch zusätzlich die Buchse für den blauen „Campingstecker“, den die BAM-Leute freudlicherweise installiert haben. Also kommt hier das Mennekes-Ladekabel sogar ohne einen Adapter zum Einsatz und lädt das Fahrzeug während der Veranstaltung störungsfrei mit 16A, also etwa 3,7kW.
Ein wenig Reservestrom ist schon aus dem Grunde gut, weil sich unter dem technikbegeisterten Publikum auch die ZOE recht großen Interesses erfreut. So sind die freien Sitzplätze des Autos jeweils ausgebucht, als es im Konvoi zur mehr als sieben Kilometer langen Rundfahrt über das Testgelände geht. Und nach der ersten Runde melden sich sofort auch Fahrgäste für eine zweite. Während der Fahrt werden die verschiedenen Testareale über Sprechfunk erläutert und es gibt auch einiges zur Geschichte und der Zukunft des Geländes zu erfahren.
Noch aus den 1930er Jahren stammt zum Beispiel die Gefällestrecke mit unterschiedlichen Steigungen von 15% bis über 65%. Nur Firma Unimog verfügt an ihrem Firmensitz wohl über noch steilere Fahrbahnen von bis zu 100% Gefälle. Auf den übrigen Arealen des Testgeländes der BAM werden Versuche durchgeführt, die die Widerstandsfähigkeit von Objekten gegen unterschiedliche Einflüsse belegen sollen. So werden zum Beispiel verschiedene Behälter dem Feuer, Stürzen aus großer Höhe, bestimmten Gasen und Drücken oder sogar Sprengstoffen ausgesetzt um zu sehen, ob und wann die Belastungen die Grenzen der Haltbarkeit überschreiten.
Die Fahrzeuge des Konvois bleiben natürlich von solchen Gefahren verschont und die Mitfahrer genießen die – im Falle des Elektroautos sogar lautlose – Fahrt. Schon unterwegs und auch nach der Rückkehr zum Ladeplatz gibt es natürlich viele Fragen rund um Elektrofahrzeuge sowie den einen oder anderen Blick unter die Haube und ins Fahrzeug. Als die Veranstaltung zu Ende geht, ist dank der freundlichen Stromspende und trotz der Rundfahrten der Akku wieder auf 100%. Somit kann die Rückfahrt nach Berlin einmal an der Grenze der erlaubten Höchstgeschwindigkeit erfolgen, ohne auf den geringsten Verbrauch und möglichst große Reichweite zu achten.
Tourismusförderung
Die zwei Ausflüge haben wieder gezeigt, wie dünn es um reguläre Ladetechnik im Umkreis von Berlin bestellt ist. Gleichzeitig sieht man, dass sie gerade dort wichtig ist, wenn ein Elektrofahrzeug sich so flexibel nutzen lassen soll, wie ein Verbrenner. Und um dies zu gewährleisten braucht es nur wenig Initiative: Ein Ausflugsziel, an dem man ohnehin einige Stunden Aufenthalt hat, kann mit einem normalen, gut zugänglichen Stromanschluss alle aktuellen Elektrofahrzeuge seiner Gäste für die Rückfahrt versorgen. Mit einer Investition von wenigen hundert Euro lässt sich sogar eine solide Typ2-Ladebox installieren, an der das Laden sicher und schneller möglich ist.
Zwar ist die Schaffung von Ladeinfrastruktur meines Erachtens eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft und damit der Politik, aber dennoch können private und gewerbliche Initiativen die Verbreitung befördern und sogar direkt davon profitieren. Wer also für sein Wellnesshotel, sein Saunabad, die touristische Attraktion oder auch seine Gemeinde mit einer einfachen Lademöglichkeit wirbt, der kann sich der Zielgruppe „E-Mobilisten“ sicher sein. Diese Gruppe freut sich darüber, ein Ziel zu finden, dass sie mit ihrem Fahrzeug schon heute erreichen kann und von dem aus sie problemlos zurück zum Start kommt.
Und da dieses Völkchen gerne mit seinem Fahrzeug unterwegs ist und darüber auch mit anderen spricht, ist der Strom, den man ihnen anbietet, eine sehr günstige Werbung. Oft sieht man unterwegs Verkaufsstände mit Obst, Gemüse oder Blumen, an denen man das Geld für seinen Einkauf in ein Kästchen werfen soll. Ich bin sicher, dass sich kein E-Mobilist lumpen lassen würde, wenn man auf dieselbe Art um einen Obolus für die Benutzung seines Stromanschlusses bittet.
Nur eines sollte man beachten, damit sich die gute Absicht lohnt: Ein solches Angebot muss verlässlich funktionieren. Daher bitte nur Stromanschlüsse verwenden, die wirklich einwandfrei sind. Elektrofahrzeuge laden mit Stromstärken, die bei einer langen oder zu schwachen Zuleitung starke Spannungsverluste verursachen. Dann schaltet die Ladeelektronik aus Sicherheitsgründen ab und der Ladevorgang ist nicht möglich.
Ein Elektroinstallateur kann aber messen, ob dies der Fall wäre und im schlimmsten Fall vom Hausanschluss eine Leitung mit größerem Querschnitt installieren. Auch eine Steckdose, die näher am Hausverteiler liegt ist meistens problemlos. Wer es ohnehin als Betriebskosten absetzen kann, sollte darüber nachdenken, ob er nicht sogar eine kleine Ladebox mit Typ2-Stecker fachgerecht installieren lassen will. Dann ist für das Laden der Elektroautos seiner Kunden die sicherste und beste Möglichkeit vorhanden.
Ende gut…
Ach ja, die Fehlermeldungen auf dem Display nach dem missglückten Ladeversuch im Havelpark verschwanden übrigens wieder, und zwar in dem Moment, als der nächste fehlerfreie Ladevorgang an meiner Ladebox startete. Auch der Tempomat ist danach wieder ok. Die ZOE hat manchmal so ihre kleinen Eigenarten, aber im Stich gelassen hat sie mich bisher noch nie. Alle kleinen Störungen verschwanden wieder von allein, entweder nach einem Neustart oder nach einem erfolgreichen Ladevorgang.
Damit kann ich leben.
Dies ist ein Test, da ich auf einigen Blogs mit WordPress (zoePionierin, elektroautor) Probleme beim Posten von Kommentaren festgestellt habe.
Hier scheint es aber zu klappen…
Matthias