„Zum Laden laden“ oder „Kommunen, gebt Strom!“

ZOE beim Golf im Land Brandenburg
ZOE beim Golf

Der Frühling kommt, bald ist es wieder so weit: Den Menschen treibt es hinaus ins Grüne. Doch wohin?

Von der Beantwortung dieser Frage hängt das Einkommen vieler Mitbürger ab. Grundsätzlich gilt für sie die Aufgabe, Besuchern aus anderen Regionen einen Anziehungspunkt zu bieten und sie damit zu sich zu locken. Sind diese dann angekommen, werden von den Gästen an Ort und Stelle Dienstleistungen und Waren konsumiert und sie bringen den ansässigen Unternehmen Umsätze und Gewinne.

Tourismus als die Branche für Reisen, Urlaub und Erholung ernährt damit direkt und indirekt über zwölf Prozent der Erwerbstätigen (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)). Dabei ist der Anteil inländischer Touristen auf privaten Reisen am größten: Fast 90% der Gäste stammen aus Deutschland und beinahe 80% der Reisen sind privater Natur.

Auf Achse

Unbestritten und für jeden wahrnehmbar sind im privaten Reiseverkehr innerhalb Deutschlands die Meisten mit eigenen Fahrzeugen unterwegs. Den Gästen also diesbezüglich entgegenzukommen, ist sicherlich eine sinnvolle Maßnahme. Gute Straßen und Parkmöglichkeiten sind eine Selbstverständlichkeit, Tankstellen für die Versorgung der Fahrzeuge ohnehin flächendeckend vorhanden.

Für eine sicherlich in der Zukunft zunehmende Fahrzeugart ist letzteres jedoch noch noch nicht der Fall. Selten denken Kommunen bei den vielen anstehenden Aufgaben über die Austattung Ihrer Region mit Lademöglichkeiten für Elektroautos nach. Oder sehr lange. Vielleicht auch lieber erst nächstes Jahr. Und mangels Erfahrungen leider oft auch mit einem ungünstigen Ergebnis. „Elektroautos? Ja, gibts die denn überhaupt schon?“ ist in diesem Zusammenhang eine überraschend häufig gestellte Frage.

Ja, die gibts schon! Und da die realistische Reichweite der überwiegenden Zahl dieser Fahrzeuge noch im Bereich von 120 bis 150km liegt, sind sie derzeit meistens in und um Ballungsräume und Großstädte herum zu finden. Wer jedoch dort ein solches Auto besitzt und fährt, den reizt es natürlich auch, damit in der Freizeit unterwegs zu sein. Und nun kommen wir zurück zu der eingangs gestellten Frage: „Doch wohin?“

Werbung um Gäste

Dazu muss man wissen, dass beim Fahrer eines Elektroautos neben der Lust an der elektrischen Fortbewegung auch eine Sorge existiert, nämlich die, mit leerem Akku irgendwo doof in der Landschaft herumzustehen. Daher plant der Elektromobilist notgedrungen seine Fahrten ziemlich sorgfältig. Ein Ziel oder eine Strecke ohne Lademöglichkeiten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Die Frage „Wohin?“ ist für ihn also immer verbunden sein mit „Kann ich da laden?“

Laden beim Lernen - und beim Kaffeetrinken
Laden beim Lernen – und beim Kaffeetrinken

„Hierher, zu uns!“ und „Ja, natürlich!“ sollten die Antworten von denen lauten, die mal ein Elektroauto sehen und die Insassen dieser Fahrzeuge bei sich begrüßen möchten.
Im Folgenden sollen daher ein paar Zusammenhänge und technische Fragen geklärt werden, die sich aus dieser Aufgabenstellung ergeben. Denn noch sind die Erfahrungen mit der Elektromobilität vor allem bei denen vorhanden, die sie bereits erleben. Allgemein existieren mitunter jedoch Vorstellungen, die wenig mit der Realität zu tun haben. Und da kommt es auch bei gut gemeinten Initiativen zu Fehlern, die dann zu einem Misserfolg führen können.
Wenn man aber weiß, was gebraucht wird, kann man Energie und Investitionen natürlich sinnvoller einsetzen. Man erreicht damit eine neue Zielgruppe, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil und ein ökologisches Image. Ein Gewinn für jede Kommune.

Energiebedarf

Nur etwa 60km vom Wohnort entfernt liegt der Punkt, an dem die meisten Fahrer von Elektroautos umdrehen müssen, wenn sie ohne Aufladung wieder zurück kommen wollen. Möchte man in 100km Entfernung von Großstädten und Ballungsräumen den elektrischen Gästen eine Attraktion bieten, dann reicht es oft schon, mit einer sicheren Lademöglichkeit zu winken. Der Rest ergibt sich dann fast von selbst. Mindestens während der Ladezeit hat man dann die Insassen des Autos fest im Griff und kann ihnen Essen, Trinken, eine schöne Aussicht oder den Besuch des Erlebnisbades anbieten. Sie können ja erst einmal nicht weg.

So simpel sich das anhört, so einfach ist es auch: Auf 100km verbraucht ein Elektroauto zwischen 10 und 20kWh. Das kommt vor allem auf den (Blei)Fuß des Fahrers an. Ein ganz normaler Schnitt bei flotter Fahrt sind zum Beispiel 17kWh (Kilowattstunden). Damit könnte man alternativ von morgens um 6 bis nachts um 11 staubsaugen und vermutlich ein ganzes Hotel reinigen. Etwa 1.200 Scheiben Brot ließen sich damit in rund 20 Stunden knusprig braun toasten oder fast 300 Jeans sorgfältig dampfbügeln und währenddessen 24 Stunden lang Fernsehen. Kosten dafür etwa €5 – natürlich zuzüglich Staubbeutel, Weißbrot, Hosen und GEZ.

Um diese Energie wieder in den Akku zu pumpen, braucht es natürlich entweder viel Zeit oder alternativ ein extra dickes Kabel an einer extra dicken Steckdose. Damit das Ganze auch für Nichtelektriker beherrschbar bleibt, haben sich die Hersteller dafür zwei grundsätzliche Verfahren und verschiedene Anschlusssysteme einfallen lassen: Laden an der Steckdose und Schnellladen an der Ladebox oder -säule.

Notladekabel Renault, 2,3 bis 3,3kW
Notladekabel Renault, 2,3 bis 3,3kW

Laden kann also dauern. Denn die übliche Haushaltssteckdose oder Schuko-Steckdose ist für Staubsauger, Toaster, Bügeleisen und Fernseher gedacht, nicht aber in erster Linie für rollende Riesenakkus. Eine Übernachtung ist also eventuell schon nötig, will man einen leergefahrenen Stromspeicher aus der 230V-Dose wieder mit Saft füllen. Kein Problem und eine Chance also für Pensionen und Hotels, wo sich der Gast über mehrere Stunden oder über Nacht aufhält. Für sein Elektroauto hat der Fahrer in der Regel ein Kabel dabei, mit dem man an einer ordenlich installierten 230V Schukosteckdose laden kann, die mit einer vorschriftsmäßigen 16A Zuleitung versorgt wird. Bietet man dem Gast eine solche, gut zugängliche Anschlussmöglichkeit und wirbt damit, hat man schon ein Plus gegenüber anderen.

Der bessere Anschluss: Typ 2

Leider leiden die Steckdosen auf Dauer unter der hohen Belastung durch die enstehende Wärme. Verlängerungskabel, Mehrfachsteckdosen oder Schalter sind ebenfalls keine gute Idee und ein Risiko, wenn man darüber ein Elektroauto laden will. Das Mindeste sollte also sein, eine besonders robuste Schukosteckdose mit einer der Entfernung zur Verteilung angemessen starken Zuleitung zu installieren. Ideal ist, sie an einen separaten 16A Sicherungsautomaten anzuschließen. Das vermeidet Überraschungen, schafft Stabilität und ist dennoch eine preiswerte Lösung.

Besser, langlebiger und besonders sicher ist jedoch die Anschlusstechnik, die sich in Europa als Norm für Elektroautos durchgesetzt hat, weil sie speziell dafür entwickelt wurde. Sie nennt sich „Typ2“ und vermag alles zum Auto leiten, was so an Strom aus einem Hausnetz kommen kann: 230V „Haushaltsstrom“ mit rund 3,7kW Leistung bis hin zu 400V „Kraftstrom“ mit bis zu 43kW Leistung. Und das aus einer einzigen Steckdose.

Strom aus Wand - hier auch für Gäste
Strom aus Wand – hier auch für Gäste

(Fast) alle Elektroautos haben ein Typ2-Kabel mit dem dazu passenden Stecker dabei, weil man damit ebenfalls an den derzeit bereits 6000 öffentlichen Ladesäulen „tanken“ kann. Daher ist es durchaus sinnvoll, wenn man seinen Gästeparkplatz oder die Garage mit einem solchen Anschluss ausstattet. Er ist sehr robust, sicher und wetterfest.
Je nach Befestigungsart und Bauweise sind die Typ2-Anschlüsse in einer Wallbox oder Ladesäule untergebracht. Die Wallboxen kosten dabei zwischen €500 und €1000, Ladesäulen sind entsprechend teurer. Für Zuleitung, Befestigung oder ein Fundament kommen natürlich weitere Kosten hinzu.

Am preiswertesten ist die Montage einer Wallbox an einer Wand oder Mauer und idealerweise nicht zu weit von der Elektroverteilung entfernt. Dann sind Befestigung und Kabelführung natürlich am einfachsten zu bewerkstelligen.

Dabei reicht bei einer solche Wallbox grundsätzlich auch eine Zuleitung für die übliche Steckdose aus, die ja 230V Spannung bei 16A Stromstärke vertragen muss. Boxen für die daraus resultierende elektrische Leistung von 3,7kW haben auch den niedrigsten Preis. Nur bei größere Entfernungen zwischen Verteilung und Box wird der Elektroinstallateur dafür eine stärkere Zuleitung verlegen müssen, damit Spannungsverluste unter Last ausbleiben.

Es macht aber ebenfalls Sinn, gleich eine Box mit höhere Leistung zu installieren, um die Investition auf längere Zeit zu sichern. In Zukunft werden die Akkus sicherlich größer werden und höhere Ladeleistungen üblich sein. Zudem ist es kaum teurer, da nun eine günstigere technische Lösung zum Einsatz kommen kann: Mit nur zwei Drähten mehr in der Zuleitung lässt sich bei derselben Kabelstärke die dreifache Leistung übertragen: Der häufig noch „Kraftstrom“ oder „Drehstrom“ genannte Dreiphasenwechselstrom, der zum Beispiel auch für Durchlauferhitzer oder Maschinen verwendet wird, macht es möglich.

Es ist also nicht viel teurer, eine 11kW Ladebox zu installieren, was die Dauer für eine volle Aufladung für viele aktuelle Fahrzeuge auf bis zu drei Stunden reduziert. Der Vorteil für den Betreiber: Es können nacheinander in derseben Zeit mehr Fahrzeuge von Gästen an derselben Box geladen werden und für zukünftige Akkukapazitäten stehen dann bereits passende Anschlussleistungen zur Verfügung.

Andere bunte Steckdosen gibt es schon länger

Tatsächlich sind eine gehörige Anzahl Fahrer von Elektroautos heutzutage außerordentlich verwegene Abenteurer mit den Fähigkeiten eines MacGiver und begierig, aus jeder stromführenden Leitung Energie für ihr Auto zu zapfen. Untereinander verständigen sie sich mit einer Art Buschfunk über geeignete Stromquellen, bewerten diese und hinterlassen Tipps für Gleichgesinnte. Daher reicht es mitunter auch schon, einfache, bereits vorhandene Lademöglichkeiten zu benennen und zum Beispiel im Stromtankstellenverzeichnis auf GoingElectric bekannt zu machen. Nachrichten über bisher unbekannte Steckdosen verbreiten sich so in Windeseile und sehr verlässlich, sind also eine kostenlose Werbung für das eigene Unternehmen oder die Kommune.

crOhm-Box mit Adaptern für einfach alles
crOhm-Box mit Adaptern für einfach alles

Grundsätzlich ist diesen Helden der Elektromobilität nämlich alles willkommen, wo Spannung anliegt. Egal ob weiß, schwarz, blau oder rot – Hauptsache es funkt. Der Elektromobilist mit ausgeprägtem Pioniergeist hat zur Nutzung dieser Quellen ein Sammelsurium von Adaptern und Ladegeräten im Kofferaum. So kann er zum Beispiel neben der genannten simplen Haushaltssteckdose auch die blaue Campingdose oder eine der roten Drehstromdosen mit unterschiedlichen Stromstärken nutzen. Wichtig ist nur, dass wie bei allen elektrischen Installationen die technischen Regeln eingehalten wurden – und neben der Anschlussdose nicht gerade ein Blumenbeet, der Gartenteich oder der Misthaufen liegt. Das Auto muss ja auch noch irgendwo stehen.

Wer also etwas anzubieten hat, der sollte es ruhig auch zeigen. Eine rote Drehstromdose an der Garage, in der Scheune oder hinter der Werkstatt taugt demnach als erfolgversprechendes Lockmittel, wenn man den „Rotgesteckerten Elektrohirschen“ einmal aus der Nähe betrachten möchte. Er ist als Kunde für Kaffee und Kuchen, Kunstgewerbe, selbstzuerntende Feldfrüchte, die Besichtigung der Museumsmühle oder eine Draisinenfahrt durchaus zu begeistern und sucht generell die Nähe des Menschen – mit ’ner Steckdose.

In Fremdenverkehrsprospekten, auf Orientierungstafeln und auf der Website ist derartige Information daher natürlich nicht ohne Wirkung. Noch besser ist zusätzlich die genannte Veröffentlichung der Dose auf GoingElectric. Da gucken alle nach, die elektrisch unterwegs sind.

Stromkosten und Abrechnung

Bei der Bereitstellung von Lademöglichkeiten viel Geld zu versenken, das nicht wieder hereinkommt, ist natürlich eine allzu verständliche Befürchtung. Dies ist aber vor allem zu erwarten, wenn man die falsche Technik installiert und damit die beabsichtigte Wirkung verfehlt wird. Wenn man jedoch mit der richtigen Maßnahme zusätzliche Kunden bekommt und seinen Umsatz entsprechend erhöhen kann, dann rechnet sich die Investition nach einer gewissen Zeit. Noch mehr gilt dies, wenn nicht nur ein Anbieter von der Existenz einer Lademöglichkeit profitiert, sondern sich mehrere Nutznießer die Kosten teilen können. Auf jeden Fall sollte man das also untereinander besprechen und eventuell auf der Basis der Kommune eine generelle Lösung für einen ganzen Ort schaffen, von der alle etwas haben können.
Ein interessanter Ansatz können vielleicht auch Partnerschaften von Unternehmen und Kommunen sein. Ein Beispiel ist ein „Private-Public-Partnership“ aus Norddeutschland, über das man hier bei GoingElectric lesen kann.

Wobei der Aufwand für den Strom allein auf absehbare Zeit bei den Gesamtkosten für den Anschluss eine eher untergeordnete Rolle spielen dürfte. Erst wenn sehr viele Fahrzeuge dort laden, wird das ein spürbarer Posten. Strom ist ja relativ billig, und daher lautet ein Grundsatz bei der Gestaltung von Schaufenstern und anderen Geschäftsanbahnungsstrategien auch „Licht ist die beste Werbung“. Und im übertragenen Sinne gilt das auch für den Ladestrom von Elektroautos.

Ein Gast mit Elektroauto kommt vielleicht nur deshalb in ein bestimmtes Hotel, weil er dort während der Übernachtung auch eine Lademöglichkeit hat. Zwar gibt es insgesamt noch wenige elektrische Autos, aber JEDER Fahrer eines solchen Fahrzeugs würde zunächst nach der Lademöglichkeit für sein Auto schauen, wenn er ein Hotel sucht. Für den Fahrer eines konventionellen Fahrzeuges gelten in erster Linie andere Kriterien. Wer aber elektrisch fährt, landet durch diese für ihn wichtige Bedingung an Orten, die er mit dem Benziner oder Diesel niemals angesteuert hätte. Das ist übrigens auch ganz reizvoll am elektrischen Fahren und gehört für die Besitzer der Autos mit zum Thema.

Auf 'ner Veranstaltung tut's auch mal ein Provisorium
Auf ’ner Veranstaltung tut’s auch mal ein Provisorium

Die professionelle Abrechnung des Stroms macht also bei einer sehr geringen Zahl von Fahrzeugen häufig erst einmal keinen Sinn. Man muss messen, berechnen und Zahlungen verbuchen, das kostet ebenfalls Geld und oft mehr, als der Strom und der übrige Betrieb. Natürlich könnte man eine Pauschale verlangen, aber für die nächste Zeit wird wohl ein kostenloses Ladeangebot eher den Sinn, Wert und Charakter einer Werbeaktion oder eines Rabattes haben und so weniger Arbeit machen, als 200 kWh = €50 für zehn Autos im Jahr abzurechnen. Wenn die zehn Autos jedoch Umsätze für zwanzig Übernachtungen, Essen und Eintrittskarten bringen, die sonst nicht entstanden wären, ist der Gewinn vermutlich größer.

Auch eine Möglichkeit wäre es, ähnlich wie manchmal beim Angebot von Blumen, Gemüse oder ähnlichen Produkten am Wegesrand einfach neben der Steck-Dose eine Spar-Dose für einen kleinen Obulus zu montieren. So hält man den Aufwand klein und kann dennoch etwas Ausgleich für die entstehenden Betriebskosten erwarten.

Einige Anbieter von Ladetechnik schließen sich jedoch auch an eines der bereits existierenden Abrechnungsysteme wie TheNewMotion oder PlugSurfing an, die sich vollständig um die Messung des bezogenen Stroms und die Vergütung des Ladesäulenbetreibers kümmern. Natürlich verdienen auch diese Abrechnungsfirmen ein wenig an jedem Ladevorgang und die Ladetechnik ist etwas aufwändiger ausgestattet und somit teurer. Aber häufig entschließen sich auf diese Weise auch Unternehmen mit eigenen E-Fahrzeugen zu einem öffentlich zugänglichen Ladepunkt, die keinen unmittelbaren Vorteil davon haben, dass jemand anderes dort lädt. Der Fahrer des Elektroautos identifiziert sich dabei mit einem Chip des entsprechenden Anrechnungsunternehmens, den er an die Ladebox hält und muss später deren Rechnung bezahlen. Der Inhaber der Ladesäule bekommt stattdessen von dem Umternehmen eine Vergütung überwiesen.

Auch Stadtwerke und überregionale Stromversorger bieten die Aufstellung eigener Ladesäulen an. Die Konditionen dafür sind jedoch sicherlich völlig unterschiedlich und müssen daher indiduell erforscht werden. Besonders interessant ist ein solches Angebot für Stadtwerke, wenn die grundsätzliche Möglichkeit geschaffen wird, den regional erzeugten Strom im Netz des Stadtwerkes unter anderem auch an Ladesäulen zu vermarkten. Bei entsprechender Abrechnung entsteht daraus ein Gewinn, der unmittelbar den regionalen Produzenten dieses Stroms zu Gute kommt.

Schnellladen unterwegs

Tankstellen und Raststätten sind aufgrund ihrer Lage für schnelle, kurze Ladestopps sicherlich die bevorzugten Standorte. Durch den Wunsch nach möglichst kurzen Unterbrechungen auf Reisen sind die Anforderungen und die Lösungen hier grundsätzlich etwas anders.

Eine Tankstelle an einer Landstraße oder Autobahn hat zum Beispiel am verkauften Treibstoff für einen Kleinwagen etwa 35 bis 40 Cent Gewinn. Nach zehn Minuten ist der Kunde wieder weg. Die Fahrzeuge sind überwiegend aus der Region, bei der Lage an einer Fernstraße natürlich auch aus weiter entfernten Orten. Würde die Tankstelle auch Elektroautos laden lassen, bekäme sie zusätzliche Kunden, die jeweils mindestens eine Stunde lang Zeit haben. Mit jedem verkauften „Milchkaffee, normal“ wären vermutlich bereits €2,50 Verdienst zu erzielen, mehr als sechs Mal soviel, wie beim Tanken eines Kleinwagens.

Auch hier ist die noch geringe Anzahl der Elektroautos bei entsprechender Lage kein Nachteil an sich – wenn man nicht zu lange zögert und der Nachbar schneller ist. Während Benziner und Diesel auf der Durchreise mehr oder weniger zufällig halten, sind Elektroautos quasi auf den Ladestopp angewiesen, wenn er in günstigem Abstand zu Städten oder Ballungsräumen liegt. Von dort kommen die Autos oder fahren dorthin, müssen zum Laden halten, wenn ihre Reichweite erschöpft ist oder keine weitere Lademöglichkeit danach erreicht werden kann. Und die Fahrer haben dann eine Stunde „Ladeweile“. Hier muss man nur ein entsprechendes Angebot bereithalten, das in der Regel ohnehin bereits vorhanden ist.

Allerdings ist für durchreisende Fahrzeuge der Aufwand und die Investition deutlich höher. Erstens muss eine größere Leistung angeboten werden, als für den Übernachtungsgast oder Museumsbesucher, damit der Ladestopp attraktiv ist. Mindestens 20 bis 22kW sind heute typisch, werden als akzeptabel angesehen und reichen aus, um in etwa einer Stunde wieder 100 bis 150km Reichweite in den Akku zu bekommen. In nächster Zukunft werden bei größeren Akkukapazitäten Leistungen von 43 bis 50kW nötig sein. Diese Leistung können leider nur wenige Automodelle über preiswerte Wechselstrom-Anschlüsse laden. Die meisten deutschen und asiatischen Hersteller verwenden zum Schnellladen Gleichstrom – und auch noch unterschiedliche Steckersysteme. Um alle zu versorgen, braucht man also drei Anschlusskabel an einer ziemlich teuren Kombi-Ladesäule mit Typ2 (Wechselstrom), CCS und CHAdeMO-Ladesteckern.

Gleichstrom, Wechselstrom, Benzin, Kaffee, Diesel und 100% Rindfleisch
Gleichstrom, Wechselstrom, Benzin, Kaffee, Diesel und 100% Rindfleisch

Dennoch lohnt sich die Überlegung, wenn man bedenkt, dass damit ein neuer Kundenkreis für etwa eine Stunde an den betreffenden Ort gebunden ist – und vermutlich wiederkommt, wenn er auf der Rückfahrt ist.

Abgesehen von Füllstationen für Tank, Akku und Magen gibt es natürlich auch Orte, die der Kunde aus einem anderen Interesse ansteuert und wo er sich eventuell etwas länger aufhalten möchte. Wer ein Museum besucht oder eine Veranstaltung, wer beim Shoppen ist oder einen langen Spaziergang macht, gediegen speist, badet oder Sport treibt, kommt vielleicht erst nach zwei oder drei Stunden zurück zum Fahrzeug. Allerdings ist auch hier die Atraktivität des Ortes auf Dauer höher, wenn mindestens 22kW angeboten werden. Dann können auch größere Akkus wieder voll werden oder Kurzbesucher ebenfalls eine „volle Ladung“ bekommen, falls ihre Anfahrt weiter ist.

In jedem Fall sucht ein elektromobiler Gast für seine Freizeit nach Zielen, die es ihm möglich machen dort während seines Aufenthaltes sein Auto zu laden, vorausgesetzt, das Ziel ist so weit entfernt, dass das Laden für ihn überhaupt Sinn macht. 200 Ladesäulen in der Stadt werden nur dann ausgelastet, wenn 1000 Elekroautos dort jeden Tag zu Besuch sind. Wer nämlich weiß, dass er nach 50km ohnehin abends wieder in seiner Garage steht, der wird meistens auch erst dort laden.

Lage und Leistung

Daher kann man sich leicht überlegen, welche Art des Ladeangebotes für die eigene Kommune oder Unternehmung am ehesten in Frage kommt.

Bin ich als Reiseziel für die Bewohner einer Großstadt interessant und liege bis zu 120km entfernt? Dann kann ich die Fahrer von Elektroautos auf mich aufmerksam machen, indem ich Ihnen Lademöglichkeiten für die Zeit ihres vermutlichen Aufenthaltes anbiete. Für ein Wellnesswochenende mit Ausflügen in die nähere Umgebung reichen ihnen Anschlüsse mit 16A Zuleitung aus. Meines Erachtens dafür ideal ist ein Typ2-Anschluss mit 11kW, also Dreiphasen-Wechselstrom. Den kann sich auch ein kleines Hotel oder ein Ferienbauernhof leisten, ohne ein großes finanzielles Risiko einzugehen.

Welche Schnelllademöglichkeit kann ich zum Beispiel auf dem Marktplatz anbieten, um meinen Ort mit allen dort ansässigen Anbietern interessant für Elektrotouristen zu machen? Am besten alle drei Anschlussarten mit mindestens 20kW Gleichstrom bzw. 22kW Wechselstrom. Das wäre schon aufgrund der höheren Kosten eine eher kommunale Installation, deren Wirkung sich dafür aber auf die Region verteilt. Die Nutzer dieser Lademöglichkeit kommen entweder von weiter her und übernachten in der Umgebung, sie sind auf einem Kurztripp und nutzen das örtliche Angebot oder sie sind auf der Durchreise und haben ihre Route so angepasst, dass sie dort zwischenladen können.

Reicht es, einfach günstig gelegene Wechselstromanschlüsse verschiedener Leistung in Verzeichnissen, auf Websites und Prospekten zu nennen? Besser wäre es, sie in GoingElectric zu melden, da die Reichweite dieser Information dadurch einfach größer ist und genauer wird. Die mögliche Zielgruppe ist jedoch generell etwas kleiner, da entweder lange Aufenthalte zum Laden notwendig sind oder Fahrzeuge, die entsprechende Ladeeinrichtungen für größere Leistungen an Bord haben, wie derzeit nur Smart, Tesla oder ZOE.

Und was machen ich, wenn ich immer noch nicht weiß, ob und welche Ladetechnik für mein Unternehmen oder meine Kommune geeignet ist? Einfach fragen. Wir können darüber reden.

2 thoughts on “„Zum Laden laden“ oder „Kommunen, gebt Strom!“”

  1. Da sind ein paar interessante Überlegungen dabei. Vor allem, dass Tankstellenbesitzer aufgrund der vergleichsweise langen Ladezeit mit den richtigen Angeboten weitaus mehr an den Elektrowagenfahrern verdienen könnten als an den konventionellen Autofahrern. Nur würden Elektrowagenfahrer nicht zuerst die kostenfreien Ladesäulen anfahren? Ich weiß jetzt nicht, wie gut diese Säulen über Deutschland verteilt sind, denn ich habe bisher nur in meiner Region geschaut und habe hier eher Autohäuser und große Supermärkte als Anbieter. Wobei das insbesonders für Supermärkte eigentlich auch eine schlaue Investition ist, denn die meisten Fahrer gehen in der Ladezeit bestimmt noch einkaufen. Das günstige, bzw. teilweise kostenlose Laden ist für mich jedenfalls neben den geringeren Wartungskosten ein großer Pluspunkt bei den Elektroautos und mein nächstes Auto soll auf jeden Fall auch rein elektrisch fahren.

    1. Danke für den Kommentar, Christian. Bin ganz deiner Meinung. Kostenlos ist immer reizvoll, aber ein sinnvoller oder angenehmer Zeitvertreib während des Ladens ist natürlich auch ein starkes Argument für eine Säule, an der man seinen Strom bezahlen muss. Dennoch bleiben die Verbrauchkosten (so etwa 3-5€ je 100km) ja im niedrigen Bereich.

      Viel Spaß und Erfolg bei der Wahl deines Elektroautos. Wenn dein Fahrprofil es zulässt, kann ich es nur empfehlen. Es ist einfach schön, elektrisch zu fahren! Bei Fragen kannst du gerne auch die E-Mail-Adresse nutzen. Vielleicht kann ich ja dann helfen.

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