Entscheidende Eigenschaften eines Elektrofahrzeugs sind meiner Ansicht nach seine Reichweite und die Möglichkeiten zur Aufladung.
Zugegeben: Auch Preis, Raumangebot, Ausssehen und Fahrspaß spielen eine Rolle. Aber jede Nutzung setzt voraus, dass man genügend Energie dafür zur Verfügung hat.
Der Altag ist kein Problem
An den meisten Tagen im Jahr spielen Zeit und damit Ladeleistung vermutlich keine Geige. Das Fahrzeug wird halt gefahren und nachts geladen. Dazu reicht ein geringer Strom und damit jede verfügbare Quelle mit 230V und 16A Absicherung. Die Zeit dürfte je nach Ladezustand und Kapazität des Akkus 10 Stunden nicht überschreiten und wird in der Regel wesentlich kürzer sein.
Ein Beispiel:
Bei 50 Kilometern üblicher Fahrtstrecke am Tag, selbst im Winter mit Heizung und bei flotter Fahrt, sind vielleicht 30 bis 40% der Leistung entnommen. Lass es 50% sein. Da sollte bei Ladung mit 10A also nach etwa drei bis fünf Stunden der Akku wieder voll sein.
Wer einen festen Standplatz hat, tut dennoch gut daran, über eine Wallbox nachzudenken. Hier kann er davon ausgehen, auch bei Dauerbenutzung keine Probleme mit Leitungen oder Verbindungsteckern zu bekommen. Mehr dazu im Beitrag „Die Tankstelle zu Hause„.
Mit ZOE auf Reisen
Besonders reizvoll finde ich aber bei der ZOE, dass sie schon von Hause aus mehr unter der Haube hat. Dort versteckt sich nämlich das Ladesystem CHAMELEON, das erheblich höhere Ströme in den Akku pumpen kann, wenn es mal gewünscht wird. Ein dickes Kabel vom Typ 2 und viele Lademodi sind ja mit im Lieferumfang auch des einfachsten Modells enthalten: Von „einphasig“ mit 3,7kW bis „dreiphasig“ bei 43 kW schluckt die ZOE alles und stellt sich automatisch auf die Leistungsfähigkeit der Ladesäule oder der Wallbox ein.
Denn wer sein Elektrofahrzeug auch auf längeren Strecken nicht missen will, schätzt die Möglichkeit einer Schnellladung. Darunter verstehen die Hersteller durchaus etwas Unterschiedliches. Bei dem einen sind schon drei Stunden schnell. Das halte ich persönlich für eine sehr, sehr, sehr beschönigende Bezeichnung. Nur gegen Aufpreis von rund €1.600 kann man dann auch bei diesem Fahrzeug in einer halben Stunde laden. Allerdings nur an bestimmten Ladesäulen, die es aufgrund ihres hohen Preises nur sehr, sehr, sehr selten gibt. Aber das muss jeder ja selber wissen und im Alltag (s. o.) ist das ja wirklich auch kein Problem.
Sorry, ein wenig Häme musste jetzt mal sein. Ich finde es einfach nur Klasse, dass die ZOE eben praktischer veranlagt ist als andere und auch bei einer eher abenteuerlustigen Nutzung voll mit dabei ist. Grundsätzlich haben natürlich auch der e-Up! von VW, der i3 von BMW, der Leaf von Nissan, der Smart ED und wie sie alle heißen ihr Konzept und ihre Zielgruppe. Das sind bestimmt ganz prima Autos! Aber auf längeren Strecken wird von den genannten wohl nur der BMW zu sehen sein – wenn sein Besitzer die rund €4.500 Mehrpreis für das Modell mit Range-Extender ausgegeben hat.
Wer nicht nur mein theoretisches Geschwätz lesen will, sondern an praktischen Erfahrungen über 10.000 elektrisch gefahrene Kilometer (in knapp 6 Monaten!) aus erster Hand interessiert ist, findet bei der ZoePionierin ausgezeichete Quellen.
Kein Strom aus der Steckdose?
Eine Einschränkung der ZOE soll aber auch nicht verschwiegen werden: Renault hat sich dazu entschlossen, bisher kein Kabel zum Laden an einer Schuko-Haushaltssteckdose zu liefern bzw. zu zertifizieren. Zum Aufladen der ZOE zu Hause muss also eine Wallbox installiert sein, die ja mit im Lieferumfang des Fahrzeuges ist. Unterwegs ist das Laden dafür an jeder Ladesäule (Typ 2) ohne weiteres Zubehör möglich.
Gerüchteweise ist ein Kabel als Zubehör Anfang 2014 von Renault zu bekommen. Derrzeit gibt es nur welche, die meines Wissens Stand Januar 2014 keine Z.E.-Ready-Zertifizierung von Renault haben. Wer sich dafür interessiert findet aber hier ein Beispiel bei Mennekes, das sogar auf verschiedene Stromstärken einstellbar ist. Damit ist es möglich, auch eine schwache Installation für eine langsame Notladung mit geringer Stromstärke nutzen zu können.
Es gibt sogar ein Modell mit dem blauen CEE-Stecker, der auch dauerhaft 16A Strom verträgt. Das wäre eventuell eine Variante für diejenigen, bei denen eine Wallbox nicht in Frage kommt, aber eine CEE-Steckdose installiert werden kann.
An welchen Fahrzeugen es funktioniert und ohne Einschränkung der Garantie verwendet werden darf, sollte man sich jedoch von seinem Hersteller sagen lassen. Mir leuchtet der Sicherheitsaspekt der Wallbox für alle Fahrzeuge vor allem durch den Typ 2 Stecker und die fachgerechte Installation ein. Die übrigen Lösungen bieten für meinen Geschmack gerade für den „unbedarften Laien“ zu viel Spielraum für riskante und möglicherweise gefährliche Experimente mit Adaptern, Mehrfachsteckern, Schaltuhren und Kabeltrommeln.
Man werfe doch mal einen Blick unter den eigenen Schreibtisch und stelle sich vor, dass an der einen freien Steckdose das Elektroauto hängt…