Ankommen ohne loszugehen: Virtuelle Klimapolitik

In der Informationstechnologie oder IT kennen wir den Begriff der Virtualisierung. Er bezeichnet ein Verfahren, mit dem ein nicht physisch existierendes Gerät oder eine Information simuliert wird.

Damit kann zum Beispiel ein PC mit besonderen Eigenschaften in einem anderen PC mit ganz anderen Eigenschaften existieren oder eine komplette digitale Welt geschaffen werden, in der spezifische Gesetze gelten und Unmögliches real erscheint. Man bezeichnet letztes als „Virtuelle Realität“ oder VR.

Ein weiteres Verfahren ergänzt die Sicht auf die Wirklichkeit durch digital erzeugte Bilder, die in das Blickfeld eines Betrachters eingespiegelt und zu seiner Bewegung passend verändert werden, sodass sie wie reale Objekte erscheinen. Man nennt das Verfahren „Augmented Reality“ oder AR.

Im Rahmen der Digitalisierung werden beide Techniken jetzt mit wachsender Begeisterung von der Politik verwendet. Besonders in Bezug auf die Klimaproblematik kann man einen ständig zunehmenden Einsatz verzeichnen.

Haben verstanden: Politik wird endlich digital

Das Problem: Verschiedene Interessen, die sich gegenseitig weitgehend ausschließen, müssen parallel verfolgt und kommuniziert werden. Das alte analoge Verfahren FL (freche Lüge) hat zwar ebenfalls Hochkonjunktur und wird zusammen mit VM (versteckte Manipulation) gerne von bestimmten politischen Kräften verwendet, leidet jedoch unter der immer besser werdenden Informiertheit der Bürger. Zumindest ein Teil jeder Bevölkerung hat die Bildungsziele erreicht und die Fähigkeit entwickelt, Fakten zu erkennen und Argumente auf dieser Grundlage rational zu bewerten.

Auf der anderen Seite unterliegt diese Gruppe ebenfalls den Auswirkungen ihrer niederen Instinkte. Weniger als das Optimum an Sättigung, Bequemlichkeit und Kontrolle über ihre Umgebung will auch sie nur zögerlich hinnehmen. Daraus folgt, dass durchaus vernünftige und rationale Vorschläge der Politik, die zu den gewünschten Zielen führen würden, leider zu einem gegenteiligen Erfolg bei der Beliebtheit und Akzeptanz derselben Politik führen.

Die Lösung bieten jedoch VR und AR. Zunächst werden im vorhandenen politischen System vollständig virtuelle Systemkomponenten wie zum Beispiel KK („Klima-Kabinett“), EF („Elektroauto-Förderung“) oder auch VM („Verkehrs-Minister“) installiert, die anschließend die Schaffung der AR (hier: Klimapolitik) unterstützen und dem Bürger den Eindruck vermitteln, es ginge dem Ziel entgegen.

In der Wirklichkeit jedoch hat sich weder die Situation verändert, noch ist eine Bewegung auf das Ziel hin geschehen. Die dem Erleben der Bürger hinzugefügten Instrumente existieren ja nur scheinbar. Eine perfekte Illusion entsteht, die das Wohlbefinden des Bürgers nicht beeinträchtigt, den Parteien jedoch das Wohlwollen bei der nächsten Wahl sichert.

Durch die Veröffentlichung von Klimazielen wird die Realität also attraktiv durch die erwünschten Illusionen überlagert, ohne dass tatsächlich etwas Störendes oder vielleicht sogar Unangenehmes getan werden muss.

Heiligen-Schein

Zur Verdeutlichung kann zum Beispiel die Festlegung einer CO2-Abgabe genannt werden, die die Verwendung klimafreundlicher Produkte fördern soll. Gleichmäßig an alle Bürger zurückerstattet, obliegt es damit dem Einzelnen, seine Ausgaben durch die Wahl klimafreundlicher Produkte zu reduzieren.

Um eine negative Kritik zu vermeiden, setzt man allerdings den Betrag für CO2 je Tonne so niedrig an, dass möglichst kein Druck auf den Bürger entsteht, tatsächlich sein Verhalten hinsichtlich der Vermeidung von CO2 zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern. Gleichzeitig wird für die große Gruppe der Berufspendler, die mit ihren Kraftfahrzeugen den Hauptanteil der CO2-Emmisionen aus PKWs verursachen, ein finanzieller Ausgleich geschaffen, der die Weiterverwendung von fossilen Treibstoffen trotz höherer Literpreise für sie wieder attraktiv macht.

Damit entsteht eine Situation, in der jeder virtuell etwas zur Reduzierung der Treibhausgase in seinem Alltag tun kann, ohne jedoch tatsächlich etwas verändern zu müssen oder die gewohnte Bequemlichkeit einzubüßen. Dennoch sieht jeder durch die Überlagerung der Realität ein Bild, das Zuversicht ausstrahlt und beruhigt. Und wer will ernsthaft Teile einer Bevökerung, die beunruhigt sein könnten?

In dieselbe Richtung geht die finanzielle Förderung der Elektromobilität, die mittel- und langfristig die lokalen Emissionen von Fahrzeugen vermeiden und die CO2-Bilanz des Autoverkehrs verbessern soll.

Mit der gleichzeitigen Beibehaltung unbegrenzter Höchstgeschwindigkeit auf Bundesautobahnen und den weiteren möglichst vierspurigen Ausbau derselben wird der Forderung „Freie Fahrt für freie Bürger“ weiterhin entsprochen und die Nutzung von Fahrzeugen mit um 100PS (pro Rad) und dem Luftwiderstand eines Reihenhauses wieder attraktiv gemacht. Hauptsache das Auto fährt wenigstens teilweise elektrisch, dann kann jeder sein Gewissen entlasten ohne auf das angenehme Gefühl verzichten zu müssen, in einem renntauglichen Schützenpanzer unterwegs in die City zu sein.

So schön kann VR-Klimapolitik sein

Weitere verblüffende Beispiele für den Einsatz von VR in der Klimapolitik zeigen die folgenden Bilder. Es handelt sich um Screenshots von der rosa „VR-Bürgerbrille“ (beta), die demnächst sogar als Kassenmodell erhältlich sein soll.

Hier das Autobahnkreuz Nürnberg Ost (Donnerstags Viertel nach Drei, Ferienbeginn).

Autobahnkreuz Nürnberg Ost

Oder der Blick aus dem Unterwasserbunker der Stadtverwaltung Travemünde am Neujahrsmorgen 2080.

Unterwasserbunker Stadverwaltung Travemünde

Auch sehr schön: Energiesparender Kleinwagen für den Pendler.

Energiesparender Kleinwagen für Pendler, Foto: Daimler AG

Ein weiteres Beispiel zeigt das Braunkohlekraftwerk „Schwarze Pumpe“ nebst Tagebau nach seiner vorläufigen Wiederinbetriebnahme bis zum voraussichtlichen teilweisen Kohleausstieg 2050.

Braunkohlekraftwerk „Schwarze Pumpe“

Bei so viel Kreativität und der Bereitschaft zur Lösung des oben genannten Problems seitens der Politik ausschließlich mit VR und AR empfiehlt sich natürlich entsprechend vorbeugendes, reales Verhalten für den Einzelnen.

Gemeint sind dabei natürlich nicht persönliche Maßnahmen zur Vermeidung von CO2-Emmisionen. Schließlich kann auch niemand den CO2-Gehalt der Atmosphäre senken, indem er das Atmen einstellt. Vielmehr sollte man sich auf Basis des jüngsten Klimaberichtes einfach auf die Konsequenzen vorbereiten.

Tipps für die (nicht mehr so ferne) Zukunft

Für den Bewohner von Regionen unter 30m Höhe über Normal Null (Stand 2019) empfiehlt sich die Pfahlbauweise neuer Häuser oder die grundsätzliche Verwendung von Hausbooten auch im Binnenland. Der rechtzeitige Erwerb eines Schiffahrts-Patents sichert den ungehinderten Arbeitsweg und vermeidet eventuelle Engpässe und Wartezeiten bei späterer Überlastung oder zeitweiligen Untergangs der Verwaltung. Der aktuelle Kauf von neuen SUVs oder Pick-Up-Trucks sollte nur in Erwägung gezogen werden, wenn ein Umbausatz für den Motor zur Verwendung in einem Speedboat vom Hersteller zugesichert und angeboten wird.

Gegen die durch die Abschwächung des Jetstreams und die Verlagerung von Wettersystemen zu erwartenden regelmäßigen katastrophalen Unwetter hilft bauseits der Verzicht auf Fenster und Türen. Stattdessen bieten sich die Verwendung großflächiger Ultra-HD-Bildschirme mit beruhigenden Panoramen sowie der Einbau wasserdichter Ausstiegsluken im Dachbrreich an.

Auch der Einsatz von stahlverstärktem Beton für Zwischenwände (mindestenz 50cm Stärke) ist zu empfehlen, um von Orkanen gelegentlich mitgeführten Gegenständen wie Autobahnleitplanken oder auch den herren*damenlosen Rollatoren vom Winde verwehter Senioren zu widerstehen, die mit der Energie panzerbrechender Projektile mitunter die Außenwände durchdringen könnten.

Letztlich dient auch der Erwerb eines Waffenscheines, entsprechende Ausstattung und regelmäßiges Training dem Wohlbefinden und Erhalt der Gesundheit, wenn mal die zwei Drittel der Weltbevölkerung vorbeischauen, denen wir diese Suppe eingebrockt haben – oder wenn Nachbarn lästig fallen, die weniger vorausschauend waren und nun um Mitgefühl und Unterstützung betteln.

In diesem Sinne: Freuen Sie sich auf die neuen Reiseziele für Kreuzfahrten wie die Harzer Inseln oder Badeurlaub am Mecklenburger Meer und den schönen Stränden von Grönland. Alles kann, nichts muss. Es wird schon nicht so schlimm werden. Schließlich scheint immer irgendwo die Sonne, die Renten sind sicher und im Spinat ist viel Eisen.

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