Nicht ganz 45 Jahre ist es her, dass der „Eagle“ im Mare Tranquillitatis aufgesetzt hat. Nun ist auch ein anderes kleines UFO planmäßig in Berlin-Wilmersdorf gelandet. Zehn Tage vorher ist die Ladetechnik installiert worden, die nun zum ersten Mal Kontakt aufnehmen kann. Mit einem satten „Klack“ schalten die Schütze den primären Stromfluss frei, was die ZOE mit hochfrequentem Fiepen und steigender Prozentangabe im Display quittiert.
14.4.14, Erste Eindrücke
Am Abend sind die ersten Fahrten absolviert. Bei echtem Aprilwetter mit abwechselnd Sonne, Regen, Hagel und einem Temperatursturz bis 4 Grad konnten alle Komponenten ausgiebig in Funktion treten. Wischer, Licht, Heizung und Gebläse arbeiten wie vorgesehen. Nichts beschlägt, nirgends tropft es und trotz zu leichter Kleidung muss ich nicht frieren. Beim Linksabbiegen fällt mir auf, dass durch die A-Säule und den Rand des Wischerfeldes ein ziemlich breiter „Blinder Fleck“ am linken Rand der Frontscheibe entsteht. Vielleicht sitze ich aber einfach auch noch nicht ideal.
Trotz nasser Fahrbahn ist die ZOE innen sehr leise. Das Fahrwerk ist auffällig ruhig. Es wirkt weder besonders weich noch unangenehm hart, vermittelt in flott gefahrenen Kurven aber einen guten und sicheren Kontakt zur Fahrbahn. Selbst die teilweise ziemlich heftigen Unebenheiten auf Berlins Seitenstraßen werden lautlos geschluckt. Nichts klappert, knarzt oder rumpelt. Wie schon bei den Probefahrten habe ich den Eindruck, in einem wesentlich größeren Fahrzeug einer gehobenen Qualität zu fahren.
Es ist gemütlich warm, der Sound der Lautsprecher ist äußerst angenehm. Ich bin rundum zufrieden. Jetzt finde ich sogar heraus wie man das Radio stumm bekommt, ohne die komplette Elektronik abzuschalten: Einfach solange die Taste für „leiser“ drücken, bis nichts mehr zu hören ist! So ging es ja früher mit einem Klick zum Schluss auch am Rändelrad des Transistorradios. (Wer nicht weiß, was ein Transistorradio ist, kann ja mal seine Eltern fragen…oder Oma und Opa.)
Vermutlich liegt die Rechenleistung der ZOE ja um den Faktor 10.000 über der Kapazität des Apollo 11 Landemoduls. Welche Technik solider und was dabei wirklich „mission critical“ ist, wird sich noch zeigen. Fürs erste finde ich es mal verblüffend, wie unkompliziert sich mein iPhone koppeln lässt. Später probiere ich die Sprachsteuerung aus – und auch das funktioniert. Ohne viel Zampano und ohne Missverständnisse führt mich die nette Stimme durch die Optionen und wählt schließlich die gewünschte Nummer aus meinen vielen Kontakten. Klasse.
Ein paar kleine Schönheitsfehler finde ich dann doch noch:
Die Armlehne erfüllt zwar ihren Zweck, ist konstruktiv aber – na sagen wir mal – nicht unbedingt eine Meisterleistung in Form und Funktion. Der Inhalt des „praktischen Stauraums“ entleert sich spontan vor die Rücksitzbank, wenn man die Lehne mal hochklappt. Eine Art Verschluss ist zwar vorhanden, aber ohne jegliche Funktion. Da werde ich mal nachfragen.
Das „hochwertige Teppichset“ sieht alles andere als „Premium“ aus und ist dann auch noch hellgrau – jedenfalls die erste halbe Stunde lang. Besserer Ersatz ist aber bereits versprochen.
Und was sich die Konstrukteure bei der Rückseite des Kofferraums gedacht haben, ist mir schleierhaft. Unverkleidetes lackiertes Blech mit großem scharfkantigen Öffnungen? Das dürfte in kürzester Zeit zerkratzt sein und bald werden wohl die ersten Kleinteile für immer in der Karosserie der ZOE verschwunden sein. So teuer dürfte ein wenig Formfilz ja wohl nicht sein, um diesen Streifen Blech auch noch zu verkleiden. Ich habe ja den Verdacht, dass da einfach etwas vergessen wurde.
Mein Fazit des ersten Tages: Worauf es ankommt, das funktioniert und zwar sehr ordentlich und oft sogar ausgesprochen gut. Einige Details kontrastieren jedoch erst einmal durch erstaunlich lieblose Gestaltung und Ausführung. Mal sehen, ob dem abgeholfen werden kann.
15.04.2014, Arbeitsalltag und Spielerchen
Seit Mittag in der Berliner City bei besserem Wetter unterwegs gewesen: Stop and Go, etwas Stadtautobahn, Parkplatzsuche. Alles klappt mit der ZOE sehr souverän und macht durch den leisen Betrieb und die flotte Fahrdynamik auch eine Menge Spaß. Zwar versuche ich, nicht ständig Blitzstarts hinzulegen, aber es juckt schon gewaltig. Der Reiz des Neuen.
Allerdings wird der angezeigte Verbrauch auch bei normaler, vernünftiger Fahrweise kaum niedriger. Dagegen vergrößert sich die Reichweite kurioserweise bei fast jeder Fahrt. Man fährt mit 109 km Reichweite los und nach 15 km Fahrt kommt man mit 111 km Rest an. Aber das kennt man ja auch von anderen Bordcomputern. Sicher wird die anfänglich sehr konservative Vorhersage der Restreichweite durch die laufende Neuberechnng aussagekräftiger.
Bisher ist die Reichweite ohnehin kein ernstes Thema. Zwar hatte ich heute an ziemlich vielen Standorten zu tun, diese liegen aber oft nur drei oder vier Kilometer auseinander. Ganz schlecht für einen großen Hybriden, dessen Motor dabei nie so richtig warm wurde. Ideal für einen kleinen E-Flitzer, dem das gar nichts ausmacht.
Einmal stand ich zufällig sogar knapp in Kabelreichweite einer Vattenfall Ladesäule! Und das in einer Straße, in der ein ordnungsmäßiger Parkplatz ein seltenes Glück bedeutet. Während meiner Tätigkeit hätte die ZOE also bequem von 0 auf 100 Prozent laden können. Wenn der Platz vor der Säule reserviert würde, wäre das natürlich schick und generell sinnvoll. Derzeit sind unter „Ladezone“ in dieser Straße aber nur Bereiche zu verstehen, in denen PKWs „mal kurz“ falsch parken und LKW daneben in der Busspur stehen und entladen müssen. Das übliche Berliner Ordnungswidrigkeitenchaos eben…
Die Rückfahrkamera habe ich jetzt oft schon sehr schön nutzen können. Sollte jedes Auto heutzutage haben, finde ich. War ja beim „Eagle“ vor 45 Jahren auch schon serienmäßig, wie man sieht. Allerdings braucht der Bordcomputer beim Start der ZOE für lustige Geräusche und animierte Statusbildschirme ein wenig Zeit, so dass das Bild erst nach einer gefühlten Gedenkminute erscheint. Mein Tipp: Immer beim Einparken bis auf einen Millimeter vor die Stoßstange des Hintermannes zurückfahren. Dann kann man später beim Ausparken ohne „Rücksicht“ vorwärts einen Elektro-Bltzstart hinlegen. (Das ist ein Scherz, natürlich.)
Gestern Abend hatte ich noch in einem der Menüs die „Aktivierung der Dienste“ angeschubst. Offenbar ein Vorgang, der erst von „Le President“ genehmigt werden muss. Heute lagen dann mehrere Antworten im Nachrichteneingang der ZOE. (Oh je, noch ein Postfach, das gecheckt werden muss…). Drei solcher Dienste – wozu auch immer – seien jetzt freigeschaltet. Allerdings habe ich mich bisher noch nicht so richtig mit der Einrichtung der Bord-IT beschäftigt. Das ist einfach zu dicht an meinen beruflichen Tätigkeiten, um meinen Spieltrieb zu wecken. Später also mehr darüber.
Jetzt zeigt mir das Navi immerhin schon an, dass ich am KuDamm in einem Stau stehe. Da wäre ich sonst auch nicht drauf gekommen. Nutzen wir also diesen Wissensvorteil und surren mal rasch nach links in eine Parallelstraße ohne entsprechende Anzeige. Tatsächlich, freie Bahn. Wer hätte das gedacht?
Abends habe ich noch etwas Wartezeit im Auto und stelle beim Spielen fest, dass so ziemlich alle für irgend etwas benötigten Server derzeit nicht erreichbar sind. Mmh, so etwas habe ich schon an anderer Stelle gelesen, meine ich. Diesen Teil der ZOE-Technik werde ich mir demnächst wohl mal näher ansehen. Bislang finde ich es schon ganz nett, wenn die Z. E. App zeigt, dass der Ladevorgang erfolgreich war. Sollte da nicht auch eine Funktion enthalten sein, die den Standort des Fahrzeuges zeigt?
Offensichtlich geht die Kommunikation vom und zum Auto immer über Server und wird nur in relativ großen Intervallen vom Fahrzeug ausgelöst. Ohne den erfolgreichen Datenaustausch gelangen also keine Befehle von der App zum Fahrzeug und keine Statusänderungen vom Fahrzeug zur App. Das könnte aber die Aktivierung von Ladevorgängen (wozu das eigentlich?) und der Klimaautomatik zum Glücksfall machen und daher eher unzuverlässig sein. Das muss ich auch mal testen.
Wird fortgesetzt…