Wenn ich einem Bekannten erzähle, dass ich ein Elektroauto bestellt habe, lautet die Standardfrage meistens: „Und, wie weit kommst du damit?“ oder „Wo kannst du das denn aufladen?“ Beim Thema „Neues Auto“ wurde mir sonst noch nie als erstes die Frage gestellt, wieviel der Tank fasst oder an welcher Tankstelle ich Kunde bin.
Laden tut Not
Darin spiegelt sich natürlich deutlich die Sorge wieder, die jeder spontan mit Elektromobilität verbindet: Kann man da nicht schnell mal liegenbleiben? Was ist, wenn man keine Ladestation findet.
Natürlich sind die Fragen nach Reichweite und Ladesäulen nicht unbegründet, denn das trennt ein Elektroauto ja heute noch deutlich von den Verbrennern. Die Gelegenheiten zum Laden unterscheiden sich in Anzahl und Verteilung erheblich von denen zum Tanken. Auch Öffnungszeiten können eine Rolle spielen, wenn sich die Ladesäulen nicht auf öffentlichem Straßenland, sondern auf einem Privatgrundstück oder Firmengelände befinden. Offene Tankstellen sind wir ja inzwischen rund um die Uhr gewohnt.
Mit Strom verhält es sich also noch ganz anders als mit Benzin. Obwohl ich mit einem vollen Tank etwa 500km weit komme, bevor die Reservelampe leuchtet, kann ich auf einer nur 15km langen Fahrt zwischen Wilmersdorf und Spandau so etwa 9 bis 11 mal tanken, wenn ich will. Will ich aber nicht.
Berlin ist da immer noch eine Insel
Wenn ich dagegen mit der elektrischen ZOE nach Hannover fahren möchte, kann ich frühestens in Magdeburg laden (Stand Januar 2014). Das sind rund 145km. Könnte knapp werden. Vorher fahre ich zwar an drei Raststätten vorbei, die mir aber die Möglichkeit zum Schnellladen während einer Rast nicht bieten können.
In erster Linie habe ich die ZOE ja auch für die Stadt und meinen Alltag auf Kurzstrecken vorgesehen. Sie dafür zu laden, klappt zu Hause am Stellplatz über die eigene Wallbox oder an der öffentlichen Ladesäule drei Straßen weiter. Wenn ich aber in Foren und Blogs lese, was Andere so für Strecken elektrisch zurücklegen, werde ich schon neidisch. Jenseits der 100km Umkreis von Berlin finde ich nämlich so gut wie nichts zum Laden, geschweige denn mit 44kW.
Und da wird nun schon seit Jahren geforscht und getüftelt, befragt und getestet. Dabei scheint es nicht so anders zu sein, als beim bisherigen Bedarf des Autofahrers. Alle paar hundert Kilometer will man mal eine Pause machen und ein Bedürfnis erledigen. Also einen Kaffee trinken, etwas essen, tanken oder aufs Klo. Das riet einem früher samstags vor Ferienbeginn immer der Mann vom siebten Sinn. Pausen machen.
Sinnvolle Förderung
Worin besteht denn nun eigentlich das Problem, einfach auf den Raststätten an der Autobahn Schnellladesäulen zu installieren? Ich lese immer, Millionen Euro Fördergelder für Elektromobilität warten auf Abruf. Ja, wofür denn? Für bunte Luftballons mit Aufdruck „Ich hab ’nen Knall, ich fahr elektrisch?“, Fernsehspots mit Joschka, der aus dem i3 winkt oder Forschungsberichte zur optimalen Länge des Ladekabels?
Vielleicht stört ja hier, dass es sich bei Tank & Rast, dem Eigentümer der Raststätten, mittlerweile um ein privates Unternehmen in der Hand von Banken und Hedgefonds handelt. Wieder ein Beispiel dafür wie die Gesellschaft durch die Privatisierung von Netzen und Netzkomponenten die Kontrolle und Gestaltungsmöglichkeit verliert?
Das wäre bedauerlich. Denn wo man im Straßennetz bereits eine Möglichkeit zum Rasten und Auftanken geplant hat, da wäre grundsätzlich ja auch zum Aufladen und Ausruhen kein schlechter Ort.
Netzbetreiber der Republik, schaut in Blogs und Foren!
Installiert SchnelllLadesäulen auf den Rastplätzen. So ein Ding kostet ja nicht die Welt, im Durchschnitt vielleicht €3.000. Ganz toll wäre es auch, wenn das entsprechende Ministerium sich dann auch mal für ein Symbol entscheiden könnte, das auf den Verkehrszeichen für Raststätten neben dem gekreuzten Besteck, dem gemachten Bett und der Tanksäule auch einmal auf den Ladestecker hinweisen dürfte. Derzeit gibt es nämlich schon ein paar Initiativen von schlauen Raststätenpächtern, aber auch das doofe Verbot, darüber mit einem Schild zu informieren.
Wo ein Einkaufzentrum ist, ein Marktplatz oder ein Schnellrestaurant, da könnte doch auch grundsätzlich eine Ladesäule stehen. Nur sollten diese Säulen natürlich auch funktionieren und beim Anschließen des ersten schnelladefähigen Autos nicht gleich das Licht in der Gegend ausgehen lassen. Ich sag nur „das etwas andere Restaurant“. Gute Initiative, aber leider zu schlampig umgesetzt. Und das bei so perfekt frittierten Pommes…
Natürlich sollte auch die Zahl privater und gewerblicher Lademöglichkeiten durch finanzielle Unterstützung schneller zunehmen. Sie stellen die Basis der Elektromobilität dar und müssen aber derzeit vollständig aus der eigenen Tasche finanziert werden. Dabei ist die Elektromobilität doch ein wichtiges Ziel der ganzen Gesellschaft.
Also, liebe staatliche Förderer: Gebt das Geld sinnvoll aus, das wir Euch gegeben haben, und investiert jetzt in die Infrastruktur auch für die längeren Fahrtstrecken. Dann kommt die Elektromobilität von allein in Schwung. Die Antworten auf die eingangs gestellten Fragen müssen lauten können: „Bis zur nächsten Ladesäule auf jeden Fall.“ und „Eigentlich an jeder Ecke und überall dort, wo ich unterwegs auch sonst mal halte.“
Genug geforscht und analysiert, machen!
Super nett und interessant geschrieben!
Und es muss ja nicht immer eine Schnellladestation sein. Z.B. im Outlet-Center in Wustermark, da laufe ich doch bestimmt 2-4 Stunden durch die Geschäfte. Und mein PaechElektro – ZOE ist ja nicht auf 0% wenn ich dort ankomme, aber nach Hause fahren ohne nachzuladen gelingt nur, wenn ich auf der Autobahn dorthin und zurück einen moderaten Fahrstil an den Tag lege und mit 80km/h hinter einem Lkw herfahre. Macht kein Spaß!
Und auch ein elektrisches Auto von Renault macht Freude am Fahren.
Natürlich gehört auf eine Autobahnraststelle eine Schnellladestation, da will ich mich nicht stundelang aufhalten. Da könnte schon etwas passieren! Das würde ich mir auch wünschen.
2014 wird das Jahr für die Elektromobilität!